Sven Stricker: Sörensen sieht Land, Rowohlt Taschenbuch, Hamburg 2023, 505 Seiten, €12,00, 978-3-499-00951-8

„’Du brauchst eine Werkstatt‘, sagte Jennifer.

‚Ich weiß‘, seufzte Sörensen. ‚und der Wagen auch.’“

Sörensen, der Mann ohne Vornamen, bleibt sich auch im dritten Band treu. Er unterhält die Fangemeinde mit seiner umständlichen Verhörtechnik und seiner unbeholfenen Kommunikation, seinem eigenwilligen wie trockenen Humor und seiner Angststörung als Kommissar in Katenbüll im schönen Schleswig – Holstein. Allerdings kommt er kaum noch dazu, nur mit seinem Hund Cord abzuhängen, denn die einsamen Tage scheinen vorbei zu sein. Gleich zu Beginn wird er seinen Vater Alfred, der in seiner Kindheit kaum eine Rolle gespielt hat, aus dem Krankenhaus mit zu sich nach Hause nehmen. Beim Anblick des Mittagessens war beiden schlagartig klar, auch wenn der Vater im Endstadium an Krebs erkrankt ist, hier kann er nicht bleiben. Und dann ist da noch die zarte Bindung zur Kriminaloberkommissarin Jennifer Holstenbeck, die allerdings in Katenbüll nicht versauern will.

Trotz Vorwarnung, Frau Gündüz hatte in ihrer Reinigung ein verdächtiges Telefonat gehört, findet die Party zu Ehren des Einkaufszentrums statt. Doch dann fährt zu später Stunde ein Auto in hohem Tempo mitten hinein in die feiernden Gäste. Fünf Tote sind zu beklagen und Sörensens Vater wird schwer verletzt mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Nicht weit entfernt vom Tatort und seinem Auto wacht Malte Schuster, der einst mit Sörensen zusammengearbeitet hatte, auf und hat keine Erinnerung, an das, was geschehen ist. Am Lenkrad seines Wagens sitzt tot Swantje Nissen, die junge Frau und Außenseiterin, die Malte zum Fest eingeladen hatte. Parallel zur Handlung gewinnt der Lesende durch Swantjes Tagebuch Einblick in ihr Innenleben. Wenig geliebt von den Eltern, der Vater ein emotionsloser Bauer, die Mutter eine Alkoholikerin, sehnte sich die etwas zu füllige, einundzwanzigjährige Swantje nach einem Leben fernab von Zuhause. Von Anfang an weigert sich Sörensen zu glauben, dass Malte irgendetwas mit diesem grausigen Verbrechen zu tun haben könnte. Klar wird auch, dass nicht zwei Leute im Auto saßen, sondern vier. Die Bürgermeisterin Frauke Dietz drängt auf eine schnelle Aufklärung und will sofort auf einer Pressekonferenz, Malte und Swantje als Täter vorführen. Natürlich gerät sie mit Sörensen in einen heftigen Streit. Nachgewiesen wurde, dass die Insassen im Auto, u.a. auch der Sohn der Bürgermeisterin, Lukas, K-o-Tropfen im Blut hatten. Schnell stellt sich auch heraus, dass Lukas eindeutig drogenabhängig ist und dass soll natürlich auf gar keinen Fall publik werden.

Und dann nervt Sörensen auch noch der Anwalt, Werner Wendland, der sich in seiner Freizeit mit seinen Kumpels zur Bürgerwehr zusammenfindet und die Leute beschützen will.

Letztendlich dreht sich alles auch um Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme durch die Bürgermeisterin und ihren Ehemann und zugleich Strohmann, aber auch um die Erwartungen an die Jugendlichen, die sich auf dem öden, kargen Land voller Schafe, das Sörensen immer fest im Auge hat, einfach nur langweilen und in die Verzweiflung treiben.

Ein Krimi für Fans, keine Frage, denn diese langsame Art des Kommissars muss man einfach mögen und natürlich auch seinen Humor.