Kate Brian: Shadowlands, Aus dem amerikanischen Englisch von Claudia Max, Coppenrath Verlag, Münster 2015, 304 Seiten, €14,95, 978-3-649-61664-1
„Ich drehte mich zum Haus um. Die Vorstellung, den Tag dort mit der schmollenden Darcy und meinem genervten Vater zu verbringen, war alles andere als verlockend, aber mich beschäftigte noch dieses unheimliche Summen.“
Hinterhältig und brutal stürzt sich der scheinbar so freundliche Mathelehrer Steven Nell in einem Waldstück auf die Schülerin Rory Miller. Lang hat der Psychopath sich schon auf diesen Moment gefreut und er will ihn auskosten. Nur Rory, die er als ziemlich phlegmatisch eingeschätzt hat, wehrt sich. Sein auserwähltes Opfer ist eher ein unscheinbares Mädchen, wären da nicht ihre wundervollen Haare. Rory liebt die Naturwissenschaften und verkriecht sich lieber mit ihrem Mikroskop in ihrem Zimmer, als auf Partys zu gehen.
Darcy, ihre schillernde ältere Schwester, ist da aus ganz anderem Holz geschnitzt. Sie amüsiert sich gern, redet gern über Christopher, ihren Freund, und oberflächliche Dinge. Dabei hat sich Christopher in Rory verknallt und zeigt es ihr auch. Aber Rory kann ihre Schwester nicht so hintergehen, auch wenn beide angeblich Schluss gemacht haben.
Vor fünf Jahren ist die Mutter von Darcy und Rory an Krebs gestorben. Seit diesem Tag ist der Vater wütend, unberechenbar in seinen Reaktionen und unaufmerksam seinen Kindern gegenüber.
Als die Anzeige bei der Polizei eingeht, steht auch schon das FBI vor der Tür. Nell ist ein Serienmörder, der bereits vierzehn Mädchen auf dem Gewissen hat. Schlau ist der Kerl, ein Genie im Abtauchen und perfekt, wenn es darum geht neue Rollen anzunehmen. Seit zehn Jahren jagt die Polizei den Mörder und kann seiner nicht habhaft werden. \r\nRorys Familie muss nun ihre Identität wechseln und vorerst in Juniper Landing, einer Urlaubsinsel am Meer, leben. Auf dem Weg in den Ort träumt Rory vom brutalen Übergriff Nells auf ihre Familie. Erneut treffen sie Flashbacks, die sie auch belastet hatten als ihre Mutter gestorben war.
Seltsam ist auch, das die Familie ganz allein ohne polizeilichen Schutz auf den Weg geschickt wird. Der Grund ist, so das FBI, so wenig Leute wie möglich sollen vom Aufenthaltsort der Familie erfahren. Aber Nell ist wirklich genial. Er schlüpft in die Rolle des Polizisten und folgt der Familie in einem Polizeiwagen.
Auf der Insel, die gern im Nebel versinkt, angekommen geschehen seltsame Dinge. Rory glaubt Nell zu hören, sein Summen einer Beatles-Melodie, sein hämisches Lachen. Durch Darcy kommt Rory schnell mit den Jugendlichen in Kontakt und eigenartig ist, das sich alle für Rory interessieren. Auch Rorys Vater scheint irgendwie zu erkennen, dass er sich den Mädchen gegenüber zu negativ verhalten hat. Der ständige Dauerstreit mit Darcy ist ihm unerträglich. Rory hat nie etwas gesagt, aber im Inneren doch gekocht, wenn der Vater wieder ungerecht war.
Und dann verschwinden plötzlich Menschen von der Insel. Die Polizei behauptet, das seien Urlauber. Komisch ist auch, dass nur Rory sich an sie erinnert und Darcy behauptet, sie hätte sie nie gesehen.
Nell kommt immer näher an sein Opfer heran.
„Jedes Mädchen, das er erwählt hatte, war gebrochen. Egal, wie aufrecht sie sich hielt oder wie trotzig sie der Welt entgegentrat. Er erkannte ein gebrochenes Mädchen schon aus der Entfernung. Es lag in den Augen.“
Düster und voller Fragen endet dieser Jugendroman. Die amerikanische Autorin führt den Leser geschickt auf eine falsche Spur, als dieser noch glaubt die reale Geschichte zu lesen.
Psychologisch vielleicht nicht ganz so gut ausgefeilt, erfüllt „Shadowlands“ allerdings alles, was man von einem Thriller erwartet: Spannung, für die Zielgruppe eine Liebesstory und nochmal Spannung.
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