Louise Candlish: Die Fremden in meinem Haus, Aus dem Englischen von Beate Brammertz, btb Verlag, München 2023, 496 Seiten, €16,00, 978-3-442-77107-3
„Selbst zu diesem Zeitpunkt erkannte ich, dass der Wortwechsel ein perfektes Abbild dessen war, was in unserer Ehe schieflief. Nicht seine Verstöße per se – natürlich verlieren diese, verglichen mit dem, was noch folgte, an Bedeutung -, aber die Rolle, in die er mich schließlich drängte. Polizistin, Oberlehrerin, Spaßverderberin, Verräterin. Xanthippe. Opfer.“
Es scheint das Heiligtum der Engländer zu sein: das eigene Heim. Und zu allem Glück steigert sich im Laufe der Zeit der Wert der Häuser in London ohne nennenswerte Anstrengungen der Eigentümer. So ergeht es auch der Familie Lawson, die eine imposante edwardianische Doppelhaushälfte aus rotem Backstein erstanden hatten. Fiona als Account – Managerin eines Handelsunternehmens und Bram als erfolgreicher Vertriebsleiter lieben ihr Heim und stecken alle Investitionen in den Erhalt. Sie bekommen zwei Kinder und Fiona freundet sich mit den Nachbarinnen an, die zu besten Freundinnen werden. Heile Welt! Ja, nur leider trinkt Bram viel zu viel, fährt zu schnell Auto und vögelt die Nachbarin. Als Fiona ihren Gatten beim zweiten Ehebruch in flagranti sogar im Spielhaus ihrer Kinder erwischt, ist die Ehe beendet. Sie entscheiden sich im Sinne der Kinder für das Nestmodell und mieten eine Mini-Wohnung gleich in der Nähe. Großer Fehler, denn nun hat Bram Zugang zu allen wichtigen Dokumenten.
Als dann Fiona eines Tages im Januar 2017 nach einer kurzen Reise in ihr Zuhause zurückkehren will, beziehen gerade neue Mieter ihr Traumhaus und all ihre Möbel und Sachen sind verschwunden.
Im Wechsel der Erzählperspektiven erfahren die Lesenden nun, was im Leben von Fi und Bram Lawson geschehen ist. Fi berichtet von ihrer Achterbahnfahrt der Gefühle und den Geschehnissen in einem Podcast namens „Das Opfer“. Allerdings muss sie die beißenden Kommentare der Hörer ertragen. Bram wiederum schreibt in einem Word – Dokument einen sehr langen Abschiedsbrief.
In einer Verkettung aus Fehlverhalten und Lügen verstrickt sich Bram immer mehr und gerät in die Hände von Erpressern. Für ihn scheint der Hausverkauf die einzige Chance zu sein, der Gefängnisstrafe zu entgehen. Doch was tut er seiner Ex-Frau und den Kindern an? Wo sollen sie künftig leben? Schnell stellt sich heraus, dass die neuen Eigentümer, die Familie Vaughan, im Grundbuch eingetragen sind und das Eigentumsrecht somit überschrieben wurde.
Spannend liest sich dieser Thriller, der als Miniserie mit dem Titel „Our house“ verfilmt wurde.
Ist Fi wirklich so naiv, wie die Kommentatoren im Podcast ihr bescheinigen oder hat sie sich wirklich so sehr in dem Mann getäuscht, mit dem sie immerhin zwei Söhne im Alter von acht und neun Jahren hat?
Bram wird seinen tragischen Weg finden, um sich aus der Misere zu befreien und auch Fi reagiert in ihrer tiefen Enttäuschung, wie es die Lesenden sicher nicht erwartet hätten.
Keine Frage: Gut konzipierte, spannende Unterhaltung!