Paula Hawkins, Into the Water. Traue keinem. Auch nicht dir selbst., Aus dem Englischen von Christoph Göhler, Blanvalet Verlag, München 2017,480 Seiten, €14,99, 978-3-7645-0523-3
„Das war die Nacht, in der Katie ins Wasser gegangen ist. Ohne es zu wollen, hat Mum ihr den entscheidenden Stoß versetzt. Und damit hat Katie wiederum Mum den entscheidenden Stoß versetzt.“
Aus verschiedenen Perspektiven von wirklich sehr vielen Personen beginnt diese Geschichte voller Geheimnisse, die sich der Leser nach und nach zusammenreimen muss, wenn er nicht bereits nach fünfzig Seiten ausgestiegen ist. Jules erzählt von ihrer verhassten Schwester Nel, die immer noch am Ort ihrer Kindheit lebt, in Nordengland. Berichtet wird von Katie, sie ist fünfzehn Jahre alt und die beste Freundin von Lena, Nels Tochter. Niemand weiß, warum sich dieses begabte, junge Mädchen im Drowning Pool, einer besonders tiefen Stelle am Fluss, das Leben genommen hat. Nel als Fotografin war geradezu besessen von den „unbequeme Frauen“: Hexen, Ehebrecherinnen, aufsässige Teenager, die ertrunken sind. Katies Bruder Josh ahnt es, Lena weiß es – aber alle schweigen. Louise, die Mutter von Katie, sucht verzweifelt nach einem Grund für diesen sinnlosen Tod. Doch dann ist auch Nel im Fluss von Beckford, Newcastle, ums Leben gekommen und Jules sieht zum ersten Mal ihre wütende, ständig fluchende Nichte Lena und erinnert sich an die Kindertage mit ihrer um vier Jahre älteren boshaften Schwester Nel. Jules hatte den Kontakt seit fünfzehn Jahren abgebrochen und nun kann nichts mehr geklärt werden. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf und auch hier erzählen Erin und Sean als Polizisten von den Geschehnissen. Außerdem kommt Mark, ein Lehrer der Mädchen zu Wort und weitere Personen aus Beckford.
Mehrere Themen drängen sich in den Vordergrund. Warum musste Katie sterben? War Nels Tod, die doch eine ausgezeichnete Schwimmerin war, ein Unfall oder gar Mord? Wie kommt Jules mit Lena, für die sie nun die Verantwortung übernehmen muss, klar?
Jules liest die Aufzeichnungen über die Frauen, die es zum Wasser gezogen hat, von Nel. Sie fragt sich, warum ihre Schwester sind in den letzten Tagen vor dem Tod ständig angerufen hat und sie nicht antworten konnte. Sie ahnt, wer Lenas Vater sein könnte und hasst doch die Vorstellung, diesen Mann, der sie als Dreizehnjährige vergewaltigt hat, wiederzusehen. Wusste Nel, was dieser Freund ihr angetan hatte?
Kein Who-done-it-Krimi, aber auch kein psychologisch interessanter Plot ist Paula Hawkins nach ihrem erfolgreichen Debüt „Girl on an Train“ gelungen. Keine der Figuren ist wirklich gelungen, keine ist tiefgründig oder widersprüchlich gezeichnet, vielleicht vom Teenager Lena abgesehen. Alle Figuren, insgesamt elf, umkreisen nur die unheimliche Geschichte von Schuld, Gewissensbissen, Geheimnissen, Abhängigkeiten und Gewalt.
Jede Erkenntnis, jede Schlussfolgerung der Figuren wird ausführlich erklärt, nichts bleibt zwischen den Zeilen oder nur der Deutung des Lesers überlassen und so verliert dieser schnell den Überblick und sehr verständlich auch das Interesse.
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