Paula Hawkins: Girl on the train – Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich., Aus dem Englischen von Christoph Göhler, Random House Audio, Gelesen von Britta Steffenhagen, Rike Schmid und Christiane Marx, 2 MP3-CDs, Laufzeit: ca. 640 Minuten, €14,99, 978-3-8371-3142-0
„Er ist dunkelhaarig und gut gebaut, stark wie ein Bollwerk und dabei sanft und hat ein betörendes Lachen. Sie ist eines dieser zerbrechlichen Vögelchen, eine hellhäutige Schönheit mit einem kurz geschnittenen Blondschopf. Ich weiß, dass sie an warmen Sommerabenden manchmal aus dem großen Schiebefenster klettern und sich auf ihre improvisierte Dachterrasse über der ausgebauten Küche im Erdgeschoss setzen. Sie sind das perfekte Paar.“
Rachel trauert ihrer Ehe mit Tom nach. All ihre Probleme mit ihm, ihrer Kinderlosigkeit und ihrem nun jüngst verlorenen Job ertränkt sie in Alkohol. Über die Jahre hinweg ist sie zu einer fetten, unansehnlichen Frau in den Dreißigern geworden, die nun in einem untervermieteten Zimmer wohnt. Wenn Rachel mit dem immer gleichen Zug aus der Vorstadt nach London fährt, dann sieht sie das Haus, in dem sie einst mit ihrem Mann so glücklich war. Jetzt wohnt er mit Anna dort, seiner neuen Frau und seiner kleinen Tochter. Rachel schmerzt diese Tatsache zutiefst. Unweit davon kann die unglückliche Frau oft auf der Terrasse sitzend ein junges Paar beobachten. In ihrer Fantasie nennt sie sie Jess und Jason und sie malt sich ihr freudvolles, supertolles Leben aus.
Aus drei Perspektiven erzählt die britische Autorin Paula Hawkins diese Geschichte, aus Rachels, aus der Sicht von Jess, die eigentlich Megan heißt und aus dem Blickwinkel von Anna, wobei Rachel den Hauptpart übernimmt.
Megan fühlt sich gar nicht so supertoll, wie Rachel es vermutet. Ihr Mann, der Scott heißt, verfolgt sie mit seiner Eifersucht. Sie sucht nachdem sie ihre Galerie aufgeben musste nach neuen Lebensinhalten, ja nach Abenteuern.
Und dann sieht Rachel sie. Ihre Jess oder eher Megan küsst auf der besagten Veranda einen fremden Mann. Rachel ist zutiefst enttäuscht, wie kann sie ihr das antun?
Und nicht nur das. Als Rachel an einem Samstagabend wiedermal stockbesoffen in die Straße geht, in der ihr Ex-Mann wohnt und mit Filmriss und eindeutig am Kopf verletzt und in völlig desolatem Zustand aufwacht, ist Megan verschwunden.
Ihre Leiche wird man lange Zeit später in einem Waldstück finden und es wird festgestellt, das Megan schwanger war.
Fast zu einer Obsession ist die Beziehung von Megan und Scott für Rachel geworden. Sie verfolgt jede Nachricht über Megans Verschwinden und sucht die Nähe von Scott, um ihm ihre Beobachtungen, die sie der Polizei schon längst mitgeteilt hat, zukommen zu lassen. In ein Lügengebäude verstrickt nähert sich Rachel ihrem Traumpaar, das, und das wird ihr nach und nach klar, keines war.
Auch wenn die Polizei Rachel längst nicht mehr traut, sie glaubt nun, sie müsse auf eigene Faust ermitteln. Und so geht sie in die Sprechstunde von Megans Therapeuten, den sie dann als den Mann wiedererkennt, mit dem Megan offenbar eine Affäre hatte.
Lebenslügen stehen im Mittelpunkt dieses atemberaubenden Thrillers, die alle Figuren mehr oder weniger begleiten.
Britta Steffenhagen liest mit ihrer facettenreichen Stimme den Part der Rachel. Mal ist sie eine unangenehme und doch bemitleidenswerte Voyeuristin, dann wieder die Außenseiterin und dann wieder die penetrante Betrügerin, die ständig zur Flasche greifen muss. Nach und nach jedoch wird aus Rachel eine ganz anderer Mensch, der plötzlich erkennt, wer wirklich an allem die Schuld trägt. Und da scheint es in diesem atemberaubend spannenden Thriller schon fast zu spät zu sein.
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