Maria Adolfsson: Doggerland – Fester Grund, Aus dem Schwedischen von Stefanie Werner, Ullstein Verlag, Berlin 2021, 398 Seiten, €16,99, 978-3-86493-138-3

„Und während sich die Gedanken immer schneller drehen, wird Karen Eiken Hornby etwas Furchtbares klar, sodass sich jeder Faser ihres Körpers ruckartig anspannt. Luna ist gar nicht zurückgekommen. Es war nur ihr Smartphone.“

Die Kriminalinspektorin von Langevik Karen Eiken Hornby ist eifersüchtig, denn ihr zehn Jahre jüngerer Liebhaber Leo Friis scheint sich doch etwas in die Sängerin Lena Johansen verguckt zu haben. Als erfolgreiche Künstlerin trägt sie den Namen Luna. Ihr geplantes Comeback nach gut zehn Jahren Bühnenpause soll heimlich auf Doggerland vorbereitet werden. Luna stammt von hier und doch besucht sie weder ihre Eltern noch ihren Bruder. Als einstiger Star, immerhin hat sie Immobilien in Los Angeles, New York und Frankreich ist sie ein Glamour gewohnt. Karen hat für die etwas abgehoben wirkende Buddhistin, die ihre Kinderschar adoptiert hat, wenig Interesse. Als jedoch ihr Verschwinden die Polizei auch aus Angst vor der Presse etwas in Aufruhr versetzt, wird Karen auf den Fall angesetzt. Diese ist wenig erfreut, denn zeitgleich hat das „Moerbeckschwein“ wieder eine Frau überfallen und unsäglich gewaltsam misshandelt. Vier Frauen sind ihm nun zum Opfer gefallen und die Polizei, auch ihr Kollege Karl Björkens hat nicht eine verwertbare Spur.
Doch Karen muss Lunas Aufenthaltsort finden. Sie befragt die Musikproduzenten von KGB Productions und auch den persönlichen Assistenten Billy Formby. Insgeheim glaubt Karen, dass sich Luna nur interessant machen will und einfach abgetaucht ist. Außerdem hat sie momentan wirklich andere Sorgen, als ein verwöhntes Sternchen zu suchen. Sie muss zum üblichen Gesundheitscheck antreten und versagt beim Ausdauertraining. Karen ist nun fast fünfzig Jahre alt und irgendwie hat sie das Gefühl, dass sie krank sein könnte. Sie ist ständig müde und vielleicht sind ja doch die Wechseljahre im Anmarsch. Doch dann fällt sie aus allen Wolken, als die Ärztin sie zu seinem persönlichen Gespräch einlädt. Karen ist schwanger und sie weiß natürlich, wer der Vater ist: Leo. Durch all diese Ereignisse und eine SMS von Lunas Handy, die angeblich das Land längst verlassen hat, schließt sich Karen den anderen Kollegen an und verliert den Luna-Fall aus den Augen. Ein schwerer Fehler.
Fast im Alleingang zum Ärger ihrer Kollegen findet Karen dann erste Anhaltspunkte, die zu einer wahren Spur zum „Moerbeckschwein“ führen.

2018 ist Maria Adolfssons erster Kriminalroman, der erste Band der Doggerland-Trilogie, erschienen. Doggerland wird eine Inselgruppe zwischen Dänemark und Großbritannien genannt, die vor rund 8000 Jahren versank. Maria Adolfsson erweckt sie mit ihren Geschichten wieder zum Leben.

In einer guten Mischung aus Kriminalfällen und persönlichen Geschichten rund um Karens Vergangenheit und Gegenwart konstruiert die schwedische Autorin ihre Doggerland – Bände. So abstoßend wie gewalttätig die Handlungen der Täter auch sein mögen, Maria Adolfsson weidet sich nicht an der Ausschmückung und Beschreibung dessen, was den Opfern geschieht. Wie schwer gestört oder auch tief verletzt die Täter sind, sie werden trotz aller Abgründe doch als Menschen und nicht als irre Serientäter dargestellt.
Wie Karens Geschichte als doch ziemlich „alte“ Schwangere weitergeht, ein nächster Band wird es hoffentlich zeigen.