Lee Child: Der letzte Befehl – Ein Jack-Reacher-Roman, Aus dem Englischen von Wulf Berner, Blanvalet Verlag, München 2017, 448 Seiten, €16,99, 978-3-7645-0506-6
„Ich ging mit strubbeligem Haar und kratzigem Bart früh ins Bett. Die Uhr in meinem Kopf weckte mich um fünf, zwei Stunden vor Tagesanbruch, am Freitag, dem 7. März 1997. Dem ersten Tag meines restlichen Lebens.“
Mit seinen Thrillern über die Abenteuer des knallharten ehemaligen Militärpolizisten Jack Reacher ist Lee Child bekannt geworden. Unter diesem Pseudonym schreibt der in Coventry geborene Jim Grant seit beinahe 20 Jahren an seiner Serie. Seit 1997 setzt sich Lee Child jedes Jahr am 1. September an den Schreibtisch und beginnt mit einem neuen Jack-Reacher-Roman.
Der nun vorliegende Band ist ein sogenanntes Prequel, sozusagen wie alles begann. Seiner Position nicht sonderlich sicher, bewegt sich der erfahrene Jack Reacher, Mitte Dreißig, im Pentagon. Undercover soll er 1997 in den Süden des Landes in die Stadt Carter Crossing, Mississippi als Zivilist reisen und recherchieren. Zeitgleich wird ein Armeeangehöriger in den Stützpunkt Fort Kelham vor Ort gesendet. Beide agieren unabhängig, um den Tod der siebenundzwanzigjährigen Janice May Chapman aufzudecken. Es besteht der Verdacht, dass ein Armeeangehöriger die junge Frau auf bestialische Weise getötet haben könnte. Reacher soll die Cops in der Stadt überwachen und den Täter, der hoffentlich ein Zivilist ist, stellen.
Doch Jack Reachers Tarnung fliegt ziemlich schnell auf, denn Sheriff Elizabeth Deveraux, der Reacher letztendlich nicht widerstehen kann, erkennt, wen sie vor sich hat. \r\nVor Ort wird klar, dass nicht nur eine Frau wie ein Tier ausgeweidet wurde, sondern drei. Allen hat der Mörder die Kehle fachmännisch durchtrennt. Gemeinsam ist ihnen, dass sie bildschön waren, nur Chapman war weiß. Reacher schaut sich die Leiche von Chapman an, er sieht den angeblichen Tatort und erkennt, dass die Polizei entweder nicht arbeiten wollte oder konnte. Immer seinen Befehlsgeber im Nacken, stellen sich viele Fragen. Warum wurde gerade Chapman ermordet, wer war sie überhaupt? Was hat die Armee zu vertuschen? Als Reacher hinter die wahre Identität der jungen Frau gelangt, ergibt sich auch ein Motiv für den Mord und der Grund, warum die Regierung und die Armee keine öffentliche Klärung des Falls anstrebt. Reacher wird für Gerechtigkeit auf seine Weise sorgen und sich somit selbst aus dem Armeedienst entlassen.
In gewohnter gut durchdachter Reacher-Manier blättert Lee Child den Fall auf und offenbart die korrupten Machtstrukturen, die sich tief verfestigt haben. Wie immer muss sich Reacher mit den ortsüblichen, tätowierten Idioten auseinandersetzen, aber das ist dann schon eher ein Running Gag.
Lee Child hat mit seiner Hauptfigur Jack Reacher (Verfilmung mit Tom Cruise) eine Heldenfigur geschaffen, die in den folgenden Bänden fast ohne Identität und technischen Hilfsmitteln für Gerechtigkeit sorgen wird.
Wer wissen will, woher Jack Reacher kommt und was ihn aus der beruflichen Bahn geworfen hat, sollte diesen Roman lesen, der mit den wunderbaren Worten endet: „Ich wählte die nächste Ausfallstraße, stellte den Fuß auf den Randstein und einen auf die Fahrbahn und reckte die Daumen hoch.“
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