Neil Smith: Das Leben nach Boo, Aus dem Amerikanischen von Brigitte Walitzek, Verlag Schöffling & Co., Frankfurt a.M. 2017, 413 Seiten, €24,00, 978-3-89561-496-5
„Ruhe in Frieden.“
1979, Boo ist ein Nerd, ein wissenschaftlich interessiertes Kind, ein Außenseiter und in gewisser Weise auch etwas autistisch. Er fasst nicht gern andere Menschen an, aber er liebt seine Eltern. Für sie schreibt er, aus seiner Perspektive, dieses Buch und erzählt von seinem Leben nach dem Tod. Oliver, auch Boo genannt, weil er sehr helle Haut und weiße hochstehende Haare wie ein Geist hat, landet im Himmel. Hier versammeln sich alle toten amerikanischen 13-Jährigen für 50 Jahre, um dann wieder erneut zu verschwinden. Alle leben in einer riesigen Stadt, sie fahren mit dem Fahrrad durch die Gegend, haben keine Schule, keine Telefone, keine Tiere und auch keine naturwissenschaftlichen Bücher, was Boo, der im Moment seines Todes gerade das Periodensystem aufsagt, ärgert. Boo glaubt, er sei vor seinem Spind durch sein Loch im Herz gestorben. Allerdings stellt sich heraus, dass er von einem sogenannten Gunboy erschossen wurde. Auch Johnny aus seiner Schule, der Junge, der friedlich ist und gern zeichnet, wurde zeitgleich erschossen. Die Jungen freunden sich an und beginnen ihren Mörder zu suchen. In Gedankenströmen erinnert sich Boo an seine qualvolle Schulzeit, in der mehrere Jungen ihm das Leben zur Hölle gemacht haben. Johnny war da eher die Ausnahme, um so tragischer ist, dass sich plötzlich herausstellt, das Johnny der Junge ist, der in der Schule um sich geschossen haben soll.
Ein ziemlich dummes Mädchen, auch sie landet im Himmel bezeugt, dass sie genau weiß, dass nur zwei Jungen bei der Schießerei zu Tode gekommen sind.
Kinder unter sich ahmen die Erwachsenen nach oder handeln brutal bis zum Äußersten. Keine Frage, das klingt nach „Der Herr der Fliegen“. Und doch ist dieses Buch von Neil Smith keine Imitation, denn in seinem Buch dreht sich die Geschichte eher um Depressionen, Freundschaft, Verzweiflung, Schuld und Vergebung, nur diesmal im Himmel.
Dabei ist absurd und seltsam, dass Boo erst nach dem Tod normalen Kontakt zu Gleichaltrigen bekommt, um sich wirklich mit ihnen auseinanderzusetzen. Auch wenn diese Geschichte völlig irreal ist, berührt sie, denn die beiden Jungen, Johnny und Boo, verbindet vieles und eins ganz besonders. Was das ist, versteht man erst ganz am Schluss.
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