Dan Smith: Big Game – Die Jagd beginnt, Aus Englischen von Birgit Niehaus, Chicken House im Carlsen Verlag, Hamburg 2015, 294 Seiten, €15,99, 978-3-551-52073-9

„Das ganze Szenario war total surreal. Zusammen mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten floh ich vor einem Trupp bewaffneter Irrer durch die Wildnis – und es war vollkommen klar, dass ich die Führungsrolle übernehmen musste.“

Finnland: Der 12-jährige Oskari wird von seiner Dorfgemeinschaft in den Wald geschickt, er muss eine Nacht in freier Natur überleben und eine Trophäe nach Hause bringen. Oskaris Vater kehrte zu seinem 13. Geburtstag mit einem erlegten Bären zurück. Ein Held. Doch Oskari fühlt sich eher als Loser, der einfach nichts auf die Reihe bekommt. Allein den großen Bogen kann der Junge, als er mit dem Ältestenrat des Dorfes an der Schädelstätte steht, nicht spannen. Und dann springt auch noch das Quad nicht an.

Oskari hat noch die Worte des optimistisch gestimmten Vaters im Ohr, er würde es schon schaffen und solle vor allem mit dem Fahrzeug pfleglich umgehen. Aber diese Bewährungsprobe muss Oskari auch im Gedenken an die Mutter bestehen, um ein Mann zu sein. Er wird in den Bergen von Mount Akka Feuer machen, einen Unterschlupf bauen, Tierfährten folgen und schießen. Allerdings wird es ziemlich kalt in den Berghöhen sein.

Oskari bricht auf und fährt, trotz Bitten des Vaters das Quad zu Klump. Aber dann beobachtet der Junge aus sicherer Entfernung einen Hubschrauber, der Männer absetzt, die eine Schneise in den Wald schlagen. Außerdem sieht er, wie Patu, ein Halbkrimineller, erschossen wird. Eine seltsame Kapsel, ein „Metalldings“, taucht auf und neugierig wie Oskari zum Glück ist, schaut er hinein. Jemand sitzt in der Kapsel und signalisiert ihm, mit dem Code 1492 die Tür zu öffnen.

Und dann steht er vor ihm, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Oskari wird ihn Bill nennen und mit ihm vor den Feinden fliehen. Das Flugzeug des Präsidenten, die Air Force One, wurde außer Gefecht gesetzt. Die Besatzung und sogar die Sicherheitsleute wurden von Morris, dem vertrauten Sicherheitsmann des Präsidenten getötet. Doch warum hat er das getan? Er, der doch Bill mehrmals das Leben gerettet hatte? Natürlich geht es um Geld, viel Geld. Und den hinterhältigen Vizepräsidenten.

Aber das erfahren Oskari und Bill erst viel später. Jetzt muss Oskari sich im Wald bewähren und den Präsidenten beschützen.

„Ein paarmal noch bot er seine Hilfe an, aber ich ließ nicht mit mir reden. Er war derart tollpatschig in der Natur, dass ich mir im Vergleich zu ihm wie ein der reinste Outdoorexperte vorkam. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich etwas besser als jemand anders.“

Am Morgen seines 13. Geburtstages sieht Oskari dann endlich einen Elch. Aber der Präsident macht dem Jungen bei seiner Jagd durch seiner Unvorsichtigkeit einen Strich durch die Rechnung. Beide trennen sich und Oskari will seine Mission beenden. Aber dann wird ihm klar, dass er gar keine Trophäe benötigt. Wenn er einen Menschen rettet, ist das Ruhm genug.

Nur jetzt ist der Präsident in den Fängen seiner brutalen Feinde und für Oskari kämpft um das Leben des höchsten Staatsmannes.

Etwas zu überdreht und überkonstruiert ist dieses Spiel um Leben und Tod. Dan Smith erzählt die abenteuerliche Initiationsgeschichte eines finnischen Jungen gegen den Rest der Welt. Keine Frage, es ist eine spannende Handlung, nicht immer glaubwürdig und doch aufregend genug, um bis zur letzten Seite den Leser zu fesseln.