Anders de la Motte / Måns Nilsson: Der Tod macht Urlaub in Schweden, Aus dem Schwedischen von Marie-Sophie Kasten, Droemer Verlag, München 2022, 364 Seiten, €14,99, 978-3-426-30876-9
„Esping hob die Augenbraue. Dieser arrogante Anzugfuzzi hatte sie gestern schon aufgeregt, und jetzt stand er hier, an ihrem Tatort, und wollte ihr ihre Polizeiarbeit erklären.“
Angepriesen als sommerlich-heitere Krimireihe spielt dieser Schwedenkrimi am Meer in der Nähe von Ystad in Österlen. Hier soll der bekannte Ermittler Peter Vinston aus Stockholm endlich mal Urlaub machen und sich vor allem von seinen Schwindelanfällen kurieren. Der gut aussehende großgewachsene, wie schlanke Endvierziger trägt gern dreiteilige, fein geschneiderte Anzüge, auch im Sommer, fährt einen alten Saab und ist natürlich geschieden. Seine Ex-Frau hat sehr reich geheiratet und lebt unweit von Vinstons Ferienhäuschen in einem Schloss mit Mann und sechzehnjähriger Tochter Amanda aus erster Ehe. Vinston und Amanda wollen nun Zeit miteinander verbringen, aber wie so oft kommt eine Leiche dazwischen.
Unweit vom Strand in Gislövshammar hat sich zum Ärger der Einwohner ein Bauprojekt entwickelt, dass mit seinen Häusern kaum zum Charakter der Umgebung passt. Protzig ist das Musterhaus, dass nun ein sogenannter Promi, die aufgedonnerte und exaltierte Jessie Anderson, potenziellen Kunden anbieten will. Gemeinsam mit ihrer unscheinbaren Assistentin Elin Sidenvall muss Jessie Anderson die Anfeindungen der Einwohner, aber auch anonyme Drohschreiben und sogar Schmierereien am teuren Auto ertragen. Gekauft hatte Jessie ein Stück Land, das auf wundersame Weise über Nacht zum Bauland wurde. Wer als Investor hinter den Bauten steckt, wird erst im Laufe der Geschichte deutlich. Um die Leute im Ort zu beschwichtigen, hatte Jessie eine bekannte Skulptur erworben, die sie dem Ort schenken wollte. Doch kaum angeschafft, hängt Jessies Leiche am Haken der Skulptur.
War es ein Unfall, war es Mord? Als neue Kriminalassistentin fungiert vor Ort Tove Esping. Sie ist gerade mal dreißig Jahre alt und hat wenig Erfahrungen. Da aus Ystad niemand so schnell helfen kann, soll der allseits bekannte Peter Vinston der jungen Polizistin unter die Arme greifen. Esping ist davon wenig begeistert, zumal sich Vinston wirklich wie ein steifer britischer Lord gebärdet.
Er geht keinen Schritt ohne seine Fusselrolle und er hasst alles, was Haare hat. Für ihn ist es ein Graus, wenn er sich in Espings Auto setzen muss, wo vorher der alte Hund saß. Trotz all seiner Macken ist Vinston natürlich ein erfahrener Kriminalist und ein guter Beobachter.
Eine Reihe von Leuten gerät nun ins Visier der Ermittler und jeder hat auf seine Weise ein Motiv.
Seltsam ist, dass sich Espings Vorgesetzter so stark dafür macht, dass kein Mord, sondern nur ein Unfall in Frage kommt. Immerhin lässt er seine Bienen auf dem Apfelgrundstück des ominösen Investors, eines Onkels von Esping, Nektar ernten. Das klingt doch sehr nach Korruption.
Als dann jedoch ein Handwerker, der von Jessie gefeuert wurde, eindeutig Opfer eines Mordes wurde, muss die Polizei endlich ernsthaft ermitteln und Ergebnisse liefern.
Dieser Whodunit – Krimi ist um ehrlich zu sein, nicht sonderlich komisch. Die Querelen zwischen der jungen Polizistin, dem Stockholmer Kriminalkommissar und der Presse vor Ort, die auch noch dazwischen grätscht, lockert die Handlung etwas auf. Da die ansehnliche Landschaft bereits von grässlichen Bauten verschandelt wird, ist diese kein Bonus. Befremdlich sind auch die handelnden Figuren, die entweder kuriose Schauspieler, gut betuchte Sportler mit schlechtem Geschmack oder unsympathische Influencer sind.
Keine Frage, da muss noch mehr kommen, damit man wirklich von leichter Unterhaltung mit gutem Krimiplot sprechen kann.