Jojo Moyes: Das Haus der Wiederkehr, Aus dem Englischen von Karolina Fell, Rowohlt Verlag, Polaris, Hamburg 2024, 492 Seiten, €18.00, 978-3-499-26793-2
„Lottie hielt inzwischen beinahe jede Unterhaltung durch. Nach einem Monat Übung hatte sie die Miene einer professionellen Pokerspielerin.“
Mitte der 1950er Jahre wirken die Kriegsereignisse noch nach. Hatte die Familie Holden das Mädchen Lottie einst aus London zu sich ans Meer geholt, so bleibt sie auch später in Merham in der Familie. Als fast Schwester der Tochter des Hauses, Celia, verbindet die beiden jungen Frauen vieles, wobei jedoch Lottie immer klar gemacht wird, dass sie in gewisser Weise doch nicht dazugehört. Doch noch verbringen Celia und Lottie ihre Zeit miteinander und sie entdecken voller Neugier die neuen, sehr unkonventionell wie freizügig lebenden Bewohner des Arcadia Houses. Die exaltierte Adeline Armand umgibt sich mit schillernden Figuren, die den Argwohn von Celias Mutter und ihren Bekannten hervorrufen. Da ist die Malerin Frances, ein gewisser George und später dann noch Adelines Mann Julian. Um den Schein zu wahren, versucht sogar Celias Mutter,
Adeline in ihren Frauenkreis einzuladen. Doch diese lehnt höflich ab. Ein Eklat.
Nach einer zu offenherzigen Badeszene muss Celia ihren Heimatort, den sie sowieso hasst, verlassen und nach London gehen. Hier trifft sie ihren „Ritter“ Guy und verliebt sich unsterblich. Guy stammt aus einer sehr wohlhabenden weltläufigen Familie und es kommt wie es kommen muss, Lottie verliebt sich ebenfalls in Guy, der aussieht wie der junge Montgomery Clift. Völlig innerlich zerrissen kann sich Lottie nicht dazu durchringen, ihren Gefühlen nachzugeben, denn auch Guy scheint bei Ausflügen zum Arcadia House mehr als nur Freundschaft für Lottie, die offenbar eine Schönheit ist, zu empfinden. Auf einem Wandgemälde zeichnet Frances die Personen, die oft im Haus anzutreffen sind, darunter auch Lottie und Guy.
Ohne Zweifel liest sich dieser Roman wie eine Liebesgeschichte, deren Ausgang natürlich tragisch sein muss. Celia behauptet, schwanger zu sein und somit muss Guy seine Verlobte heiraten. Hatte sie von dem Liebesverhältnis zwischen ihren künftigen Ehemann und ihrer besten Freundin eine Ahnung?
Im zweiten Teil steht wieder das beeindruckende Art-déco- Haus im Mittelpunkt. Die Jahre sind vergangen und das Haus soll zum Hotel für Kreative umgebaut werden. Die Eigentümerin, eine gewisse Mrs. Bernard, verkauft es an den Investor Inigo Jones. Dieser steht unter Zeitdruck, auch gibt es Widerstand aus dem Ort am Meer und eine Innenarchitektin hat den Auftrag angenommen, die zu viele private Probleme hat. Daisy Parsons Ehemann hat sich aus dem Staub gemacht, da er mit seiner Vaterrolle so gar nicht klarkommt. Doch Daisy wächst mit ihren Aufgaben und findet in Mrs. Bernard, eine große Hilfe. Hinter Mrs. Bernard verbirgt sich Lottie, die einst das Haus geerbt hat. Sie wird auch wieder auf Guy treffen, dessen Leben nicht so verlaufen ist, wie er erhoffte.
Ob er wirklich Vater geworden ist, wird in diesem zweiten Teil ebenfalls aufgedeckt.
Wer verzwickte wie vorhersehbare Aschenputtel – Liebesgeschichten mag, kommt bei diesem routiniert geschriebenen Roman mit seinen holzschnittartigen Figuren auf seine Kosten. Ein „charmante Wiederentdeckung“ allerdings ist er nicht.