Rita Falk: Steckerlfischfiasko, Ein Provinzkrimi, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2023, 288 Seiten, €18,00, 978-3-423-26377-1
„‘ Achtung, Achtung‘, sprech ich ins Mikro und augenblicklich ist es mucksmäuschenstill. ‚Um es auf den Punkt zu bringen. Nein, bisher gibt es weder einen mutmaßlichen Täter noch ein Tatmotiv. Und wie viel der Paulus hinterlassen hat, geht euch nix an. Und alles, was euch was angeht, steht ohnehin in der Zeitung. So, Ende der Durchsage und jetzt machts mir gefälligst den Weg frei. Und zwar hurtig.’“
Auch in diesem neuen und möglicherweise letzten Provinzkrimi aus dem fiktiven Nest Niederkaltenkirchen hat es der Polizist und klassische Spießer Franz Eberhofer, der Ich – Erzähler dieser amüsanten, wie auch makabren Geschichte, nicht leicht. Seine taffe Freundin Susi kandidiert für das Bürgermeisteramt und hat sich eine moderne Frisur nach dem Vorbild der Sängerin Pink zugelegt, die Oma, die gute Seele der Familie, ist in der Reha und sein Sohn Paul begeistert sich fürs Ballett, wofür der Macho Eberhofer keine Worte hat und am liebsten beim Vortanzen in aller Öffentlichkeit in den Boden versinken würde. Es wird wie immer nächtelang beim „Wolfinger“ gesoffen und die innige Freundschaft zwischen den Kumpels im Ort wird ebenfalls auf eine harte Probe gestellt, denn der neue Golfclub scheint einen Keil zwischen alle zu treiben. Liebt der Bürgermeister das schicke Prestigeobjekt, so sind die Einwohner doch von den Luxusautos und SUVs genervt. Und ausgerechnet dort im Club liegt eine Leiche. Mit einem Golfschläger wurde der Präsident des Clubs und Steckerlfischkönig, Sebastian Paulus, ermordet. Natürlich zieht der Eberhofer gleich mal seinen Spezi, den Rudi Birkenberger, zu rate, der neuerdings einen Selbstversuch startet und zum Ärger seine Umgebung das Duschen verweigert, so richtig verloddert aussieht und auch müffelt.
Die Suche nach dem Mörder oder der Mörderin gestaltet sich in diesem extrem heißen Sommer dann wie immer gemächlich, denn der Eberhofer hat einfach zu viele private Baustellen. Außerdem ist da auch noch die neue Haushaltshilfe Julika, die die Männer im Griff hat und deren Arbeitsweise des Delegierens der Eberhofer schnell durchschaut, die ihm aber mit ihren Predigten, was den eigenen Sohn angeht, absolut nervt. Ein Sohn, der sich nicht für Fußball oder wenigsten Eishockey oder Ringen interessiert, hat in dieser Dorfgemeinschaft alle Sympathien der Frauen, allerdings nicht die der Männer.
Wie immer trifft Rita Falk für jede ihrer Figuren den genauen, ruppigen wie herzlichen Ton und sie baut mit ihrem trockenen Humor ganz nebenbei alle gesellschaftlich brenzligen Themen ein, die auch an Bayern nicht vorbeigehen. Immerhin klebt sich Max Simmerl, den alle nicht für sonderlich helle halten, mitten auf der Ortsstraße fest. Da muss der Eberhofer schon einiges in Bewegung setzen, um den Weg für die Autofahrer wieder frei zu bekommen, was nicht heißt, dass Max von der Straße entfernt wird.
Rudi und der Eberhofer befragen die Verdächtigen und schnell stellt sich heraus, dass zwischen dem Dottinger – Clan und der Familie Paulus generationenübergreifend ein Streit ähnlich dem bei „Romeo und Julia“ herrscht. Grund der jahrelangen Fehde sind natürlich die Fische, das Geschäft damit und eine Erbschaft, die alle entzweit hat. Dann taucht da noch eine Ex-Geliebte auf, deren Mann sich mit dem Paulus gekloppt hat. Er wird Eberhofers Tatverdächtiger Nummer Eins, denn wer keinen Alkohol trinkt, ist für den Eberhofer immer suspekt und wer dazu auch noch kein Fleisch isst, erst recht. Allerdings existiert ein Tagebuch der an Krebs verstorbenen Ehefrau vom Paulus, deren Aufzeichnungen, die natürlich Rudi lesen muss, nicht ganz unwichtig sein werden, wenn der Eberhofer den Fall letztendlich löst.
Zu gern lässt man sich auf die liebenswerten, mit so einigen Fehlern behafteten Figuren des Rita Falk-Kosmos ein, denn sie sich glaubwürdig, ehrlich und auf ihre Weise herrlich politisch unkorrekt. Schade, wenn nach Band 12 nun Schluss ist.