Max Ziegler: Sylter Sandflut – Der zweite Fall für Ed Koch, Kampa Verlag, Zürich 2023, 272 Seiten, €16,90, 978 3 311 12057 5
„Eigentlich wusste er es doch: Was sich gerade noch wie Leerlauf in den Ermittlungen angefühlt hatte, war nur eine Form der verdichteten Zeit. Die Erfahrung des Kippmoments hatte er schon bei manch anderen Fällen gemacht. Während sie noch dachten, sie würden im Morast der Spurensuche feststecken, hatten sie in Wirklichkeit bereits begonnen, sich zur Lösung vorzutasten.“
Auf Sylt herrschen 30°C, die Touristen pilgern zum Strand und der Ermittler Eduard Koch wohnt immer noch im Haus seines Freundes Rob, der sich in Kanada aufhält. Eds Freundin Elsa, die er sehr vermisst, hat sich als stellvertretende Polizeichefin nach Pula versetzen lassen und Tochter Lotte, natürlich Vegetarierin, ist neuerdings bei ihm eingezogen, da sie Zoff mit ihrer Mutter und deren Freund Fiete hat.
Als Ed von Hinnerk, dem Redakteur der Lokalzeitung, den Hinweis bekommt, dass ein freier Mitarbeiter verschwunden sei, fühlt dieser sich nicht sonderlich angesprochen. Immerhin kann Fred Wülfer, der auch für andere, durchaus bedeutendere Zeitschriften Artikel liefert, seine Pläne geändert haben. Angeblich weiß auch niemand, auf welches spezielle Thema sich seine neuesten Recherchen beziehen. Schwerpunkte seiner Arbeit sind zum größten Teil der Klimawandel, aber auch Umweltthemen mit klarem Naturschutzbezug. Ed liest mehrere Artikel des Journalisten und findet den differenziert dargestellten Inhalt und den luftigen Stil wirklich gelungen. Fred Wülfer, offenbar waren Hinnerk und er ein Paar, kümmert sich um seine hochbetagte Großmutter, die ihn und seine Schwester nach dem Unfalltod der Eltern aufgezogen hat. Als die alte Dame dann jedoch in ihrem Haus in Glücksburg überfallen wird und Ed rechtzeitig einen Krankenwagen rufen kann, beginnt er den Fall doch ernster zu nehmen. Der oder die Einbrecher jedenfalls haben Wülfers Laptop mitgenommen und sein Arbeitszimmer akribisch durchsucht. Gemeinsam mit seinem bayerischen Kollegen Muri von der Westerländer Polizei, dessen Kombinationsgabe wirklich weiterhilft, beginnt sich Ed mit dem Fall Wülfer zu beschäftigen, als ihn die Todesnachricht erreicht. Hinnerk beginnt, blind vor Trauer um den toten Freund, der im Siel am Rantumbecken gefunden wurde, eine Kampagne gegen die Polizei, dabei war Wülfer bereist tot, bevor er vermisst wurde. Nach und nach stellt sich heraus, was Wülfer in den letzten Wochen beschäftigt hat. Es geht um nichts anderes als, der Titel des Krimis verrät es bereits, den Sand auf Sylt. Als Ed dann Kontakt zum Küstenschutz in Husum aufnimmt, werden die Lesenden mit durchaus interessanten Informationen über Sand als begehrten Rohstoff und die Vorspülung auf Sylt versorgt. Um dem Schrumpfen der Insel zuvorzukommen, wird seit langer Zeit bereits über ein Schiff mit entsprechendem Equipment Sand aus dem Meer gesaugt und auf der Insel mit Baggern am Strand verteilt. Alle Spuren führen die Ermittler nach Dänemark, denn dort sitzt die Firma, die für die Vorspülung auf Sylt zuständig ist. Natürlich gab es Ausschreibungen und wie immer in der EU ein bürokratisches Drumherum. Fred Wülfer hatte ebenfalls Kontakt zu dem zuständigen Mitarbeiter, der für den Küstenschutz im Norden zuständig ist. Und natürlich hat er auch über die dänische Firma Erkundigungen eingezogen, für die die Arbeiten in Sylt allerdings kleine Fische sind. Doch worum ist es nun eigentlich wirklich gegangen und warum wird ein Mensch getötet, der sich bei seinen Recherchen Naturschutzthemen widmet?
Dass Ed bei seinen Ermittlungen beinahe in der Nordsee ertrinken würde, schwante ihm sicher nicht als er sich vom dänischen Firmeninhaber zu Austern und Sekt einladen lässt.
Spannend und vor allem faktenreich liest sich dieser Krimi rund um den sympathischen Ermittler Ed Koch, der nicht nur einen Mord aufzuklären hat, sondern auch privat eine ganze Reihe von Problemen bewältigen muss.
Die Insel Sylt ist für den Berliner Max Ziegler eine traumhaft schöne Kulisse, vor der sich so einiges abspielt, ob es nun Fahrraddiebstähle sind, Korruption oder Mord.
Keine Frage, auf den dritten Band darf man gespannt sein.