Felicity Pickford: Willkommen im kleinen Grandhotel – Ein Weihnachtsroman, Goldmann Verlag, München 2021, 235 Seiten, €16,00, 978-3-442-31597-0
„Manche Ereignisse finden niemals einen Eingang in die Chroniken, selbst wenn sie von epochaler Bedeutung sind. Die Rettung der Monarchie im Vereinigten Königreich wäre so ein Ereignis.“
Die junge Kinderbuchillustratorin Charlotte Williams schaut einem recht kläglichen Weihnachten entgegen. Sie ist verschuldet, ihre Auftragsarbeit wird einfach nicht fertig und außerdem hat sie auch noch ihren Freund, Leach Wilkins-Puddleton, der auch noch verheiratet ist, vor die Tür gesetzt.
Geldsorgen, Liebeskummer und schlechtes Wetter in London, schlimmer kann es kaum kommen. Doch dann schaut sie in ihre Post und scheinbar hat ein Witzbold, der in ihre leeren Taschen greifen will, auch noch einen unsinnigen Brief in Schönschrift geschrieben. Eine Betrugsgeschichte, auf die Charlotte sicher nicht hereinfällt. Angeblich soll sie ihre Weihnachtstage als Ehrengast im „24 Charming Street“ verbringen – dem kleinsten Grandhotel der Welt.
Als Charlotte dann jedoch nach ausführlicher Recherche im Internet dort anruft, stellt sich heraus, sie wird auf jeden Fall erwartet. Jemand hat sie zu diesen kostenfreien Tagen über Weihnachten vorgeschlagen und sie wurde nun auserwählt. Doch wer ist diese Person, die Charlotte Gutes tun wollte?
Unsicher reist die junge Frau an die schottische Küste der Isle of Skye. Doch voller Herzlichkeit wird Charlotte in dem feinen, wie kleinen Hotel empfangen. Da sie wirklich kein Geld mehr hat, kann sie dem Personal kein Trinkgeld geben, was sie absolut peinlich findet. Auch fehlen ihr die passenden Schuhe, um in der Schneelandschaft spazieren zu gehen.
Entspannend dagegen ist die Tatsache, dass es keinen Handyempfang im Hotel gibt. Und jedes Mal, wenn Charlotte ihr Handy auf einem entlegenen Hügel anschaltet, ärgert sie sich über die schlechten Nachrichten.
Da diese Geschichte allerdings mit der Idee des Weihnachtswunders spielt, lösen sich viele Verunsicherungen einfach mal so in Luft auf, u.a. stehen passende Stiefel ( Wer denkt nicht an Aschenputtel? ) vor der Tür. Nach und nach lernt die junge sympathische Frau die üblichen, gut betuchten Verdächtigen kennen, die jedes Jahr im Hotel die Weihnachtstage verbringen. Unter ihnen hält sich auch die geheimnisvolle Harriett Penwick auf. Ohne Scheu interessiert sich Charlotte für die Belange der Angestellten vom Zimmermädchen bis zur Bardame, denen nach dem Brexit unter Umständen die Aufkündigung der Arbeit drohen kann. Viele fantastische Ideen für Illustrationen fliegen ihr nur so zu und da ist es doch ein Glück, dass auch ein schwedisches Verlegerehepaar im Hotel wohnt.
Charlotte trifft Paul und verliebt sich ein bisschen, obwohl sie sich immer noch über ihre letztes Liebesabenteuer grämt. Der peinliche Leach hat auch nichts besseres zu tun, als sie zu kontaktieren und ein seltsames Video zu schicken. Und dann reist auch noch der Premierminister nebst Frau inkognito an.
Charlotte gerät unfreiwillig in einen Strudel von Emotionen. Da ist zum einen die wunderbare Weihnachtsfeier, das Festmahl, die unzähligen Drinks, dann die herrliche Dekoration und die absolut freundlichen Menschen, die hoffen, dass sie erholsame Tage verbringt.
Wie Charlotte dann auch noch die Queen und ihre Familie rettet, soll nicht verraten werden.
Auf jeden Fall spielt die Autorin in ihrem kleinen Weihnachtsroman aus der Perspektive der wissenden Erzählerin mit allen britischen Klischees, die man sich nur vorstellen kann.
Wen Charlotte nun als ihre würdige Nachfolgerin vorschlägt, bleibt ein Geheimnis. Als arme Kirchenmaus wird sie jedenfalls nicht nach Hause reisen und das erfreut alle Leser, die auf diese positive Wendung in Charlottes Leben gehofft hatten.
So stellt man sich das Weihnachtsfest vor: keinen Streit, viel Alkohol, gutes Essen, lange Spaziergänge, eine Liebelei, freundliche Leute und vor allem Ruhe, da alle anderen schuften.
Wunderbar leicht liest sich diese Geschichte um die arglose Charlotte, ausgedacht von der ebenfalls geheimnisvollen Felicity Pickford.