Magdalen Nabb: Geburtstag in Florenz – Guarnaccias neunter Fall, Aus dem Englischen von Christa E. Seibicke, Diogenes Verlag, Zürich 2021, 272 Seiten, €9,90, 978-3-257-23164-9

„Gedanken. Der Maresciallo wäre froh gewesen, wenn er welche gehabt hätte. Aber in diesem Fall tappte er völlig im Dunkeln. Gar nichts hatte er herausgefunden, außer dass er Julian Forbes nicht leiden konnte.“

Der arme Maresciallo Salvatore Guarnaccia fühlt sich wie ein gestrandeter Wal, wenn er wie immer in der Küche seiner Frau Teresa im Wege steht. Was nun? Eine Diät wäre das beste. Doch dem Schokoladenkuchen zu widerstehen oder anderen verführerischen Köstlichkeiten, ist eine harte Prüfung, bei der der Maresciallo kläglich versagt. Zumal der neue Fall ihm wirklich auf den Magen schlägt und da hilft nur eines, gut essen und trinken. Außerdem nervt den immer etwas langsamen Polizisten, der irgendwie auch nicht so gut zuhören kann, die süffisante Art des Staatsanwaltes Fusarri, der ohne Taktgefühl auf alle losgeht.
Hoch in den Bergen in der Villa Torrino findet die Polizei auf Bitten der besorgten Nachbarin und Freundin, Celia Carter, eine berühmte, englische Autorin, tot in der Badewanne. Ihr sturzbetrunkener Ehemann, Julian Forbes, liegt nur ein paar Meter weiter auf dem Bett. War es nun Selbstmord? Doch der Leichnam weist nach der Obduktion keine Rückstände von Medikamenten auf. Nur ein zerbrochenes Glas fand die Polizei in der Wanne. Doch es wurden keine Pulsadern aufgeschnitten und nichts deutet auf ein gewaltsames Eingreifen. Bei seinen Befragungen stößt der Ermittler auf wirklich skurrile alte Damen, die ihm ziemlich schnell klarmachen, dass sie Celia Carter sehr bewundert haben, zum einen für ihre Bücher und zum anderen für ihren Verstand. Julian Forbes scheint niemand zu mögen. Er stand als zu junger Ehemann und angeblicher Schriftsteller in ihrem Schatten. Auch Guarnaccia fühlt sich in Forbes Gegenwart ziemlich unwohl. Er kann so gar nicht mit Leuten, die intelligent zu sein scheinen und ihm ständig irgendwelche Bücher unter die Nase halten. Seltsam ist auch, dass Jenny, die Tochter aus Celias erster Ehe, nicht bei der Familie wohnt, wenn sie in den Ferien nach Italien kommt, sondern bei der alten, sehr agilen Nachbarin, die beim Sprechen ab und zu einschläft, aber immer noch Führungen in Museen macht.
Vieles scheint in der Ehe der Celia Carter, nicht gut gelaufen zu sein. Immerhin hat der angeblich liebende Ehemann den Geburtstag seiner eigenen Frau vergessen und eigenartigerweise neue Möbel, natürlich von ihrem Geld gekauft, so dass kein Bett mehr für Jenny in der Wohnung zur Verfügung stand. Forbes Trauer hält sich auch in Grenzen und seine Eitelkeit nervt alle, die mit ihm zu tun haben. Offenbar hat er jede Freundin von Celia erfolglos angebaggert. Jetzt erbt er und steht besser da, als wenn Celia sich von ihm getrennt hätte. Doch nichts, aber auch gar nichts ist ihm nachzuweisen.

Aber natürlich kann dieser Möchtegern-Autor, der als Schmarotzer, warum suchen sich kluge Frauen nur solche Typen, bekannt ist, nicht davonkommen.
Erst die Befragung der völlig verschüchterten Jenny wird ein Motiv zu Tage bringen.

Wunderbar leichthändig und witzig geschriebener Krimi über einen Ermittler, der jedem Leser und jeder Leserin sofort sympathisch ist, weil er ehrlich und vor allem voller menschlicher Schwächen ist.