Doris Knecht: weg, Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2019, 301 Seiten, €14,99, 978-3-7371-0038-0
„Er fühlt sich wie ein Narr. Ein reicher naiver Narr, der sich diese Naivität leisten kann, die Rührung, die ihn überfällt, wenn er hier durchs Land reist, mit seiner ebenfalls reichen Exfrau, auf der Suche nach seiner reichen, verwöhnten Tochter. Krank und bedauernswert, ja, aber trotzdem verwöhnt.“
Georg und Heidi, der Österreicher und die Deutsche, waren mal ein Paar. Der Sex war einfach klasse und schon war Heidi schwanger, erkannte jedoch ein paar Wochen später, dass Georg nicht ihr Traummann ist und kehrte ihm den Rücken. Nun lebt sie in einer deutschen Kleinstadt und er in den Bergen in einem Gasthaus. Gut dreiundzwanzig Jahre sind vergangen und immer noch sind Heidi und Georg durch ihre gemeinsame Tochter Charlotte, die nun in Berlin studiert verbunden. Inzwischen lebt Heidi mit Martin zusammen und arbeitet in einem kleinen Laden, den sie auch übernehmen möchte. Georg lebt mit Lea zusammen.
Doris Knecht nimmt den Leser jeweils aus der Perspektive von Heidi und Georg in den Lebensalltag ihrer Figuren mit. Jeder hat seine ganz eigenen Probleme, denn Heidis Mann Martin hat seine Lebenskrise nach seiner Entlassung als Journalist überwunden und scheint neue Wege ohne sie einzuschlagen. Georg verlässt nicht gern das Gasthaus und Lea, aber er wird sich wohl oder übel auf den Weg machen müssen, denn Lotte ist „weg“ und sie meldet sich nicht. Heidi will sie aufspüren, sprechen, aber dieser Weg wird sie bis nach Südostasien führen. Dabei ist Heidi noch nie geflogen, hat nie ihren Lebensbereich verlassen und fühlt sich unendlich verunsichert.
Aber Lotte kann in Gefahr sein, denn seitdem sie die schwierige Zeit der Pubertät überstanden hat, hat sich nach dem ersten Kiffen herausgestellt, dass sie psychotische Schübe hat und somit eine Krankheit. Heide hat als Mutter nicht versagt, das Kind ist krank. Georg jedoch wird pausenlos kritisiert, da er nicht der Idealvater ist, den sich Heidi vorgestellt hat.
Heide und Georg sitzen nun zusammen im Flugzeug und reisen nach Vietnam. Hier soll sich Lotte mit ihrem neuen amerikanischen Freund aufhalten und es scheint so zu sein, als würde sie keine Medikamente nehmen.
In Rückblenden umkreist die österreichische Autorin ihre realistischen Figuren und lässt sie dann in Phnom Penh und auf einer traumhaften Urlaubsinsel stranden, immer mit dem Wissen, dass die Tochter in Gefahr sein könnte.
Und doch dreht sich die Geschichte auch um Heide und Georg, ein ungeahntes Abenteuer und eine Verantwortung, die nie endet.
Schreibe einen Kommentar