Jean-Luc Bannalec: Bretonische Geheimnisse – Kommissar Dupins siebter Fall, Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2018, 394 Seiten, €16,00, 978-3-462-05201-5
„Dupin war es selbstverständlich gewohnt, dass ihm während einer Mordermittlung nicht alle Menschen alles von sich aus erzählten, manche Dinge für sich behielten. Aber in diesem Fall war es schon jetzt extrem. Niemand sagte irgendetwas… Und alle waren irgendwie mit allen auf komplizierte Weise verbunden. Auf eine Weise, die Dupin unangenehm war.“
Kommissar Georges Dupin hat sich auf den Betriebsausflug mit seinen drei Mitarbeitern nicht gerade gefreut, zumal seine Lebensgefährtin mit unausgepackten Kisten auf ihn in der neuen Wohnung wartet. Aber was tut man nicht alles für die „Kollektivbildung“, man fährt ins Feenreich, denn nicht nur Großbritannien hat Anspruch auf die Artus-Sage, auch die Bretagne hält an dieser keltisch-bretonischen Legende fest. Bevor die Besichtigung der heiligen Stätten unter den fachkundigen Anleitung von Riwal beginnen kann, muss Dupin im Auftrag eines Pariser Kollegen schnell dem Artus-Kenner und Forscher Dr. Fabien Cadiou, der in der Nähe wohnt, einen dienstlichen Besuch abstatten. Keine gute Idee, denn der Wissenschaftler liegt erschossen in seinem Haus. Aus dem Betriebsausflug wird nun Ermittlungssache, denn Dupin soll auch im Auftrag von Paris den Fall übernehmen. Durch Cadious Tod besteht die Witwe von Gustave Laurent, ein enger Vertrauter von Cadiou, auf die Exhumierung des Leichnams ihres Mannes. Laurent ist der Bruder des Innenministers und ebenfalls Historiker. Die Frage ist: Wurde Laurent bei seinem wissenschaftlichen Aufenthalt in England ermordet oder war es wirklich ein Herzinfarkt?
Dupin und seine Mannschaft müssen sich nun mit äußerst schmallippigen Historikern auseinandersetzen, die sich alle mit der Artuslegende beschäftigen und sich in der Bretagne zu einem Symposium über die aktuellen Ausgrabungen zusammengefunden haben. Nach und nach geschehen nun Morde oder Mordanschläge und immer sind die Opfer Historiker. Dupin begegnen arrogante wie manische Akademiker, die untereinander in Konkurrenz stehen und nichts anderes kennen als ihre Arbeit. Allerdings sind einige unter ihnen familiär verbunden und auch wieder getrennt.
Behelfsweise macht sich Dupin Notizen auf der Citroën – Betriebsanleitung. So lernt er seinen Wagen, der leider schrottreif ist, so richtig kennen. Zu Dupins Kummer soll er ein nigelnagelneues technisch auf dem höchsten Stand befindliches Auto erhalten.
Den Fall erschwert, dass die Frau vom ersten Opfer, Cadiou, auch noch eine Firma gegründet hat, um aus dem Feenreich und den Mysterien rund um die Artuslegende einen Erlebnispark zu gestalten. Dafür gibt es natürlich Befürworter, die die Arbeitsplätze im Auge haben und erbitterte Gegner, die kein Disneyland in ihrer Umgebung dulden. Einer der Wissenschaftler, Paul Ricard, hatte sogar ein positives Gutachten erstellt. Auch er wird im Feenwald erstochen aufgefunden.
So nach und nach zieht Dupin, Nowells Recherchen unterstützen seine Arbeit erheblich, der illustren Akademikerrunde eine relevante Information nach der anderen aus der Nase und langsam schält sich ein Motiv heraus. So haben sich alle für eine hochdotierte Stelle an der Sorbonne am Institut für Artus-Forschung beworben. Und dann wurde auch noch ein wissenschaftlich bedeutender Text, der vor der Artus – Legende erschien, gestohlen. Wissen alle von dem bedeutenden Manuskript? Ahnen sie, was es für die Forschung bedeuten könnte?
Eins ist klar, der Täter befindet sich unter den Altphilologen und Althistorikern. Dupin wird ihn stellen und dann, wie verabredet, seine Kisten auspacken. Allerdings steht da ein lukratives Angebot höchstselbst aus Paris ins Haus. Wie wird sich Dupin entscheiden?
Wie immer unterhaltsam und spannend liest sich dieser Krimi mit sanft-herbem Bretagne-Flair und einem historisch interessanten Ausflug in die geheimnisumwitterte Artus-Welt.
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