Tanya Byrne: Von ganzem Herzen Emily, Aus dem Englischen von Bernadette Ott, Oetinger Verlag, Hamburg 2013, 352 Seiten, €16,95, 978-3-7891-2017-6

„Weil ich möchte, dass etwas in ihr zerbricht. Wegen ihr ist in mir jetzt alles kaputt, und ich will, dass sie sich auch so kaputt fühlt.“

Emily hat nur ein Ziel, sie will das Leben von Juliet zerstören, denn Juliet hat ihren Vater tätlich angegriffen und schwer verletzt. Allerdings hat Emilys Vater als berüchtigter Boss der Unterwelt Juliets Vater, der Polizist war, erschossen.

Aus der Erinnerung heraus schreibt Emily ihre Erinnerungen auf. Sie erzählt von der Flucht nach Spanien und der Entstehung des perfiden Planes, auch wenn Onkel Alex ihr abrät, Rache zu üben.

Emily befindet sich in einer geschlossenen Anstalt, einem Jugendgefängnis. Es ist klar, sie hat eine hinterhältige Tat begangen. In den Gesprächen mit ihrer Psychologin Doktor Gilyard fächert sich langsam alles auf, was in der letzten Zeit geschehen ist.

Juliets Mutter ist früh verstorben und so landet sie in einem Zeugenschutzprogramm und geht nun in London zur Schule. Mit Hilfe ihrer Kreditkarte und Alex‘ Unterstützung mietet sich die fast volljährige Emily eine Wohnung und begibt sich in Juliets Nähe. Sie freunden sich an.

In den Gesprächen mit den Psychologin wird aber auch deutlich, dass Emilys Mutter das Kind sehr früh verlassen hat. Ihr Vater hat der Tochter, ohne das diese wusste, wie er sein Geld verdient, alles ermöglicht. Die Tatsache, dass er ein Gangster ist, macht ihr, nachdem sie es nun erfahren hat, schwer zu schaffen und doch wandelt Emily auf seinen Spuren, denn es scheint unwiderruflich, dass sie Juliet etwas Schreckliches antun wird.

Als der gutaussehende und freundliche Sid in das Leben der beiden Mädchen tritt und er sich für Juliet interessiert, beginnt der Plan neue Facetten zu bekommen. Emily geht bei Juliets neuen Eltern ein und aus. Es ist ein Leichtes dem Mädchen immer wieder Sachen zu entwenden, die sie dann vermisst und deren Verschwinden sie sich nicht erklären kann. Juliet zweifelt langsam an ihren Wahrnehmungen. Emily fühlt sich überlegen, sie hat die Dinge in der Hand. Sie freundet sich auch mit Sid an und drückt ihre Gefühle für ihn aber immer wieder in den Hintergrund. Emilys Vater hat den Messerangriff Juliets überlebt und sitzt nun ebenfalls im Gefängnis. Auch wenn man das Schicksal der beiden Mädchen nicht vergleichen sollte, so ist Juliets Verlust viel schwerer als der von Emily.

Was letztendlich genau geschehen ist, wird im Handlungsverlauf auch nicht explizit erläutert.

Tanya Byrne erzählt in ihrem Debüt zwar eine psychologisch interessante Geschichte, spannt den Bogen aber zu weit und fordert so die Geduld des Lesers heraus, der ja wissen will, was geschehen ist. Emily berichtet von den Pressemeldungen und wie sie als „Monster“ dargestellt wurde. Die Auseinandersetzung, die Emily führt, richtet sich zwar gegen Juliet, aber eigentlich ist es eine Abrechnung mit dem Vater, der noch lebt und sie ihr ganzes Leben lang belogen hat. Emily hält an ihren Plänen fest als könnte sie ohne ihre Rache nicht weiterleben, als müsste sie die Familientradition weiterführen. Auch wenn vieles im Dunkeln bleibt, die Geschichte bietet viel Stoff zum Spekulieren.