Tim Sullivan: Der Kriminalist – Die Sprache der Beweise, Aus dem Englischen von Frauke Meier, Blanvalet Verlag, München 2025, 480 Seiten, €13,00, 978-3-7341-1384-0

„Ottey hatte anfangs angenommen, sie würden im Trüben fischen, und in gewisser Weise lag sie damit richtig. Genau das taten sie. Nur dass Cross Experte im Fallenstellen war, dass er die Untertöne bei einem Verbrechen wahrnahm und wusste, wo er die Angel auswerfen sollte. Aber vor allem hatte er unglaublich viel Geduld.“

DC George Cross ist und bleibt die schillernde Figur in diesem dritten Band aus der Reihe „Der Kriminalist“. Mittlerweile haben sich fast alle seine Kollegen in Bristol an die oftmals seltsamen Verhaltensweisen und Macken des äußerst gründlichen Ermittlers gewöhnt. Und Cross hat sich angewöhnt, endlich mal Danke zu sagen, wenn Mitarbeiterin Alice Mackenzie ihm wichtige Informationen zukommen lässt. DS Ottey, Cross berufliche Partnerin, verdreht nur noch die Augen, wenn Cross wiedermal seltsam reagiert, aber sie nimmt ihn ernst. Insbesondere als er auf Sandra Wilson aufmerksam wird, die seit Tagen das Polizeirevier belagert und immer wieder weggeschickt wird. Sie behauptet, dass ihre Tochter namens Flick ermordet wurde. Nach der Obduktion war der ermittelnde Beamte Campell, er hasst Cross, der Meinung, dass die Tochter mit einer Überdosis Selbstmord begangen hat. Allerdings hat Flick eine zweijährige Tochter und ist seit achtzehn Monaten drogenfrei. Getötet hat sie sich angeblich mit der medizinischen Droge Diamorphin. Entgegen allen Widerständen beginnt Cross zu ermitteln und stellt Unstimmigkeiten fest. Wo ist der Behälter für Diamorphin in Flicks Wohnung, warum fehlen Tagebuchseiten und warum hat Flick ihre Therapie bei dem charismatischen und medial aktiven Dr. Sutton beendet? Außerdem hat sich Flick sehr intensiv für Ermittlungen gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber eingesetzt. Danny Stokes betreibt eine Trockenreinigung und bedrängt und belästigt Mitarbeiterinnen sexuell auf widerlichste Weise und er besorgt ihnen Diamorphin.
Parallel zu den Ermittlungen geht es um George Cross‘ Beziehung zu seinem Vater. Durch einen Unfall benötigt er Hilfe. Allerdings kann er nicht mehr in seine Wohnung zurückkehren, da der Sozialdienst festgestellt hat, dass diese völlig mit Sachen und Papieren zugemüllt ist. Beim Sohn will Vater Raymond nicht wohnen und zieht vorübergehend in eine Seniorenheim. Klar ist, Cross muss handeln und er findet beim Aufräumen in der Wohnung des Vaters einen Brief der Mutter, die ihn als Kind verlassen hat. Im Heim trifft Cross auf eine einst sehr anerkannte Polizistin, die ihn zu seinem Fall ausfragt und dann die entscheidende Frage stellt. Die Suche nach der Antwort und Cross‘ Beharrlichkeit führt zur Lösung des Falles, bei dem sich herausstellen wird, dass nicht nur Flick betroffen ist.

Tim Sullivans wendungsreicher Plot ist gut durchdacht und nicht vorhersehbar, was sicher den Reiz der Lektüre bis zum bitteren Ende ausmacht und natürlich fasziniert und amüsiert zum Teil auch sein ungewöhnlicher Kriminalkommissar mit seinen Stärken und Schwächen. Als Cliffhanger angedeutet, scheint im nächsten Band die Mutter von George Cross eine Rolle zu spielen.

Im Literaturblog ist auch die Besprechung zum ersten Roman zu finden:
http://karinhahnrezensionen.com/lese24/tim-sullivan-der-kriminalist/