Katrin Stehle: Spenderkind, Gabriel Verlag, Stuttgart 2012, 238 Seiten, €12,95, 978-3-522-30284-5

Lina geht es rundum gut, sie hat Eltern, die sich, oh Wunder, auch nach vielen Jahren Zusammenleben immer noch lieben, eine allerbeste Freundin noch aus Kindergarten-Zeiten, Hanna, und den interessantesten Typen, der sogar Schulsprecher ist, Julian, als Freund. Doch dann fällt alles nach und nach wie ein Kartenhaus zusammen. Als Linas Mutter bemerkt, dass sie schwanger ist, beginnt das Drama. Es stellt sich heraus, dass Linas innigst geliebter Vater eine Erbkrankheit haben könnte. Sicher ist es nicht, aber die Möglichkeit besteht, dass sie bald ausbrechen könnte. Aus Angst vor der Wahrheit hat er sich nie testen lassen. Aus der Befürchtung heraus, es könnte ihn und dann sein Kind treffen, hatten die Eltern von Lina vor 15 Jahren eine folgenschwere Entscheidung getroffen. Linas Vater ist nicht ihr biologischer Vater, es gab einen Spender.
Aufgewühlt und sprachlos irrt Lina durch die Gegend und läuft Nick, dem Außenseiter und Loser, so die Meinung von Linas Schulclique, über den Weg. Mit ihm kann sie über ihre Probleme und inneren Konflikte sprechen. Auch wenn Hanna Lina immer noch sehr nah ist, scheint in der Beziehung der beiden etwas nicht zu stimmen. Auch Julian ist nicht der richtige Gesprächspartner für Lina.
Nach all den Offenbarungen entscheidet sich Linas Vater für eine Untersuchung.
Lina ist mächtig durch den Wind. Viele Erinnerungen aus der Kindheit, aber auch die Frage, warum hat niemand ihr die Wahrheit gesagt und wer ist sie eigentlich, wenn ihr bisher vertrauter Vater nicht ihr wahrer Erzeuger ist, gehen ihr durch den Kopf.

Auch das Spenderkind Forum kann Lina nicht so richtig weiterhelfen.

Durch die Zweisamkeit der Eltern, die noch enger wird, als klar ist, dass Linas Vater die Krankheit nicht in sich trägt, fühlt sich Lina erneut ausgeschlossen. Sie begibt sich auf die Suche nach ihrem biologischen Vater, um herauszufinden, wer sie eigentlich ist.

Aus Linas Perspektive erzählt Katrin Stehle immer nah an ihrer Figur glaubhaft von den inneren Kämpfen eines Teenagers, der auf der Suche nach der eigenen Identität an unerwartete Grenzen stößt. Wie wichtig ist es, den biologischen Vater zu kennen, wenn der Vater, der immer schon da war, die entscheidende Bezugsperson ist?

Innerlich gestärkt geht Lina aus ihrem Gefühlschaos hervor und erkennt, wer für sie wirklich bedeutend ist.