Sophie Bonnet: Provenzalisches Licht, Ein Fall für Pierre Durand, Blanvalet Verlag, München 2025, 384 Seiten, €18.00, 978-3-7645-0888-3
„’Aber auch wir haben der Welt in puncto Stoffe einen Exportschlager zu bieten. Wussten Sie, dass der ursprüngliche Jeansstoff aus der Provence stammte? Eigentlich aus dem Ort des Départements
Gard, das im Allgemeinen oft zur Provence gerechnet wird. Denim kommt von der Redewendung de Nimes, also aus der Stadt Nimes stammend, verstehen Sie? Gehandelt wurde der Stoff im italienischen Genua, französisch Génes, aus dem Wort wurde irgendwann Jeans. Von dort aus ging der Transport in die USA, wo Levi Strauss aus unserem Traditionsstoff die berühmten Denim-Jeans kreierte.’“
Ob High fashion oder Low fashion, um die Modewelt mit ihren harten Regeln und Bandagen dreht sich dieser neue Krimi aus der Provence von Sophie Bonnet. Der französische Name ist das Pseudonym der deutschen Autorin Heike Koschyk, die die Provence liebt, aber in Hamburg lebt. In diesem Literaturblog ist bereits eine Besprechung ihrer zahlreichen Pierre Durand – Bände veröffentlicht worden:
Sophie Bonnet: Provenzalische Flut. Ein Fall für Pierre Durand
Der Chef de police municipale, Pierre Durand, aus Sainte-Valérie ( ein Ort in der Provence, der fiktional ist ) interessiert sich im Gegensatz zu seiner Frau Charlotte kaum für modische Kleidung.
So muss sie ihrem Mann erläutern, wer dieser berühmte Modedesigner ist, der demnächst in Sainte-Valérie einen großen Event geplant hat. Cyril Fontanel will mit diesem Defilee seiner Mäzenin Zazà Hebrard, die vor zehn Jahren bei einem Treppensturz in der ehemaligen Produktionshalle von Tissu Hebrard in Tarascon, zu Tode kam, gedenken. Als hier jedoch eine Frauenleiche gefunden wird, beginnt das Drama. Getötet wurde die achtundvierzigjährige Victoire Laroui, die einstige Assistentin von Zazà. Am liebsten würde die Polizei alles absagen, denn neben der Toten existieren auch noch Drohbriefe gegen Cyril Fontanel. Doch die Bürgermeisterin von Sainte-Valérie sucht nach einer neuen Location, denn sie möchte unbedingt die provenzalischen Stoffe und Muster, mit denen Cyril Fontanel arbeitet, präsentieren, auch wenn die Einheimischen, die damit leben müssen, im Sommer von Touristen überflutet zu werden, vom Modezirkus kaum begeistert sind. Pierre Durand schlüpft nun in seine langweilige Alltagskleidung und soll noch vor dem Beginn des Defilees herausfinden, wer den nicht gerade sympathischen Egoisten Cyril Fontanel nach dem Leben trachtet. Der ziemlich selbstbewusste Modeschöpfer hat sich so einige Feinde gemacht, u.a. einen Blogger, der behauptet Cyril sei Schuld am Tod von Zazà. Neben den Ermittlungen kreist die gesamte Geschichte neben dem fantastischen Licht in der Provence um die Höhen und Tiefen der Modebranche, wobei die Selbstausbeutung der Angestellten von Zazá thematisiert wird, aber auch Umweltbelastungen, die durch den Konsum der sogenannten Low fashion ausgelöst werden. Und natürlich stehen die besonderen Stoffe der Provence im Mittelpunkt. Um Fontanel zu schützen, aber auch das Defilee zu ermöglichen, zieht die Region eine Reihe von Beamten für Sainte-Valérie ab. Wie der Mord an Victoire Laroui mit den Drohbriefen zusammenhängt, wird sich nach und nach klären, zumal sogar Cyril Fontanel noch während seines erfolgreichen Defilees mit berühmten Schauspielerinnen im Publikum unter Mordverdacht gerät. Neben all den Ermittlungen auch rund um das Testament von Zazà und den Befragungen des Bloggers und einstigen Mitarbeiterinnen muss sich Pierre Durand mit seinem Vater auseinandersetzen. Der leicht übergriffige Alan Durand, der immer alles besser weiß, will unbedingt mit seiner jungen Partnerin, einer Immobilienhändlerin aus Paris, ein Haus in Pierres Nähe finden.
Muss sich die bodenständige Polizei mit dem illustren Völkchen der Modewelt auseinandersetzen, so wird doch klar, dass es auch hier nur um eines geht, den finanziellen Erfolg.
Wer sich gedanklich gern in die Landschaft der Provence versetzen lässt, dem wird diese Krimi-Reihe mit dem sympathischen Pierre Durand sicher gefallen.