Sofia Lundberg: Was du mir bedeutest, Aus dem Schwedischen von Sabine Thiele, Goldmann Verlag, München 2024, 368 Seiten, €24,00, 978-3-442-31754-7
„Ingrid hatte recht, Hannas Talent war wirklich außergewöhnlich. So etwas hatte Daisy nie gesehen, bei keiner ihrer Schülerinnen und keinem ihrer Schüler. Hanna schuf etwas, das viel mehr war als ein Abbild der Realität, sie erzeugte eine fast schon vibrierende Atmosphäre.“
Die erfolgreich, amerikanische Künstlerin Hanna Stiltje überrascht alle Journalisten und Besucher ihrer neuesten Ausstellung in Stockholm mit einem seltsamen Objekt, einer Kommode aus Holz und bemaltem Glas. Alle hatten originelle Gemälde oder Engel als Bronzestatuten erwartet, für die Hanna so berühmt ist. An Hannas Seite hält sich ein Mann auf, der eher wie ein Penner aussieht. Sein Name ist John.
Wie ein roter Faden zieht sich das Unverständnis der Journalisten bei kurzen Interviews und Hannas Rückschau auf ihr Leben durch den Roman.
Als Knut, Hannas Großvater 1965 seine Enkelin bei Johanna, Hannas Mutter findet, ist sie ein Baby, dass in seinem eigenen Kot liegt und erbärmlich schreit. Johanna und auch ihre künftigen Partner sind drogenabhängig und äußerst aggressiv.
Knut nimmt das Mädchen zu sich und zieht es auf. Immer wieder muss er sich gegen seine Tochter zur Wehr setzen, die trotz Drogen Hanna zu sich holen will. In der Nähe von Knuts Haus in Solhem wohnen neuerdings junge Leute, Ingrid und Victor, der beim Film arbeitet. Sie kümmern sich um Hanna, wenn Knut krank ist und Ingrid, beginnt mit Hanna zu zeichnen. Da Ingrid keine eigenen Kinder bekommen kann, entscheidet sie gemeinsam mit ihrem Mann, dass sie Pflegekinder aufnehmen können. Als Notfall kommt sofort ein fünfjähriger Junge namens John zu ihnen, den die gefühllose und drogenabhängige Mutter wie einen Hund ausgesetzt hat. Mit neun Jahren muss Hanna dann wirklich zu ihrer leiblichen Mutter zurückgehen und auch Johns Mutter bemüht sich nach Jahren um das Sorgerecht.
Ingrid hat inzwischen noch ein Baby aufgenommen, das sie Grace nennt. Später wird Erik, ein munterer Teenager, in die Familie aufgenommen, da seine Eltern verstorben sind und sein Großvater dement wird. Hanna und John kehren beide wieder zu Ingrid zurück, da beider Mütter nicht in der Lage sind, sich wirklich um ihre Kinder zu kümmern und sie zu beschützen. Neben all diesen Dramen erinnert sich Hanna allerdings an wunderbare Zeiten mit ihren Pflegeeltern Ingrid und Victor und vor allem mit John, der für Hanna wie ein Bruder ist. In Solhem finden sie Geborgenheit, Anerkennung und vor allem vorbehaltlose Liebe und Sicherheit.
Sehr schnell ist klar, Hanna ist künstlerisch hochbegabt und Ingrid, die Kunst studiert hat, lenkt dieses Talent. Als dann jedoch Hannas Mutter, Knut ist längst verstorben, erneut die nun fünfzehnjährige Tochter zu sich holen kann, beginnt für Hanna ein Martyrium. Sie kann bei der Mutter in der kleinen Wohnung nicht malen und sie wird von dem neuen Freund der Mutter missbraucht. In ihrer Not bittet sie Erik um Hilfe. Er ist inzwischen für Hanna mehr als ein Freund.
Ingrid weiß, dass Hannas Verschwinden ernste Konsequenzen haben kann. Und so bittet Ingrid ihre beste Freundin und einstige Kunststudentin Daisy, die aus den USA angereist ist, Hanna mit in die USA zu nehmen. Nach Jahren, Ingrid,Victor und Erik sind verstorben, wird Hanna schwerkrank wieder ins Haus ihres Großvaters nach Schweden zurückkehren. Zum einen steht ihre neue Ausstellung an und zum anderen erkennt sie, dass es da noch ein Geheimnis ist, dass endlich gelüftet werden muss. Und dann steht auch noch die Polizei vor der Tür und spricht von einer Anzeige.
Warum schwedische Jugendämter in dieser Zeit alles dafür tun, dass Kinder zu ihren drogenabhängigen Eltern zurückkehren müssen und dies als Kindeswohl umschrieben wird, bleibt ein Rätsel.
Berührend geschrieben!