Annette Mierswa: Samsons Reise, Tulipan Verlag, Berlin 2011, 168 Seiten, €12,95, 978-3-939944-62-1
„Er hatte ihm die Hand geleckt, wenn Mats krank gewesen war, hatte ihn sicher an der Leine durch den Park geführt, wenn er mit geschlossenen Augen gegangen war, und sich auf einen großen Hund gestürzt, von dem Mats angegriffen worden war.“ \n
Mats und Samson sind Hundebrüder. Naja, nicht wirklich Brüder, denn Mats ist ein 10-jähriger Junge und Samson ein strohblonder Mischling, der in Menschenjahren 70 Jahre alt ist. Als der Tierarzt sagt, dass Samson seine letzte Reise antreten wird, kann Mats nicht verstehen, dass er nicht mitkommen darf. Samson ist alt geworden. Er schafft nicht mehr den Weg in den Park und schläft viel mehr als früher. Mats ahnt, dass es dem Ende entgegengeht, aber er will es nicht wahrhaben. Mats Mutter arbeitet als Hebamme und lebt, wie Mats es sieht, auf ihrem eigenen Stern. Der Vater ist bei einem Unfall ums Leben gekommen.
Am liebsten möchte Mats Erfinder werden, so wie sein Opa. Doch der lebt bei Frankfurt am Main und Mats in Hamburg. Seit fünf Jahren herrscht zwischen den Familien Funkstille. Dann findet Mats die Briefe, die der Opa dem Enkel geschrieben hat und Mats beschließt mit Samson zu Opa Windschief, so nennt er ihn, heimlich zu reisen. Mit einem Leiterwagen bugsiert der Junge seinen besten Freund zum Bahnhof, denn Samson kann kaum noch laufen.
Mit vielen Schwierigkeiten in Frankfurt angekommen, kann Mats aus den Briefen des Opa als Wegweiser nur erraten, wo er wohnt. Mittlerweile ist die Polizei ihm auf der Spur. Aber Mats schafft es und kann Opa Windschief in die Arme schließen. Im Ort, in dem der Opa in einem runden Baumhaus wohnt, hat der schrullige Erfinder einen seltsamen Ruf. Doch Mats ist das alles egal. Er hofft, dass der Opa mit seinen originellen Erfindungen dem alten Hund wieder auf die Beine helfen kann. Und dann lernt Mats noch Merle kennen, ein Mädchen mit dem er die Welt retten könnte.
Als Mats Mutter hört, dass ihr Sohn bei ihrem verrückten Schwiegervater ist, will sie ihn sofort holen. Doch der Junge sträubt sich, denn Mats enge Vertrauensperson ist nicht die Mutter, sondern sein Hund. Er hat ihn getröstet, wenn er allein war und mit ihm verbinden ihn viele Erinnerungen. Alles, was der Opa anpackt, beeindruckt den Jungen. Er hat diese herrliche Erfinderwerkstatt und ob verrückt oder nicht, wer wohnt schon mit einem Walnussbaum zusammen und denkt sich Thermogucker aus.
Als Mats Mutter dann doch kommt, Samson stirbt und alle sich streiten, klärt sich trotz Trauer vieles in Mats Leben.
Annette Mierswa erzählt in einer poetischen, wie lebensnahen Sprache eine berührende Alltagsgeschichte mit Tiefgang. Überzeugend und fantastisch leicht zugleich schildert sich die enge, vertrauensvolle Verbindung zwischen Hund und Mensch und das nahende Ende dieser Zweisamkeit. „Welche Farbe hat der Tod?“ Mats wird auf diese Frage, die kein Erwachsener beantworten will, selbst eine Antwort finden.
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