Michael De Cock & Judíth Vanistendael: Rosie und Moussa, Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf, Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 2013, 88 Seiten, €9,95, 978-3-407-82024-2
„Aber wenn man alles bleiben lässt, was Mütter nicht wollen, dann ist das Leben ziemlich öde.“
Rosie und ihre Mutter ziehen von einem Ende der Stadt zur anderen, in ein riesig großes Hochhaus. Alles musste irgendwie schnell gehen, sie haben nicht mal Möbel. Im Treppenhaus trifft das Mädchen auf einen freundlichen Jungen in einem riesigen Mantel, der sie neugierig begrüßt und sich vorstellt. Er heißt Moussa und möchte gern wissen, wo denn der Vater von Rosie bleibt. Aber das Mädchen möchte noch nicht darüber sprechen. Rosie bewundert Moussas Katze Titus, die er allerdings gern wie einen Hund behandelt. Hunde sind im Haus verboten, dafür sorgt schon der alles beobachtende und kontrollierende Herr Tack. Er hat auch ausdrücklich verboten, dass jemand aufs Dach des Hauses steigt. Aber das ist das größte Abenteuer!
Moussa und Rosie verstehen sich gut und so beschließen sie, auch wenn Rosie etwas zögert, gegen alle Verbote, die Aussicht über die Stadt vom Dach aus zu genießen.
„Da stehen sie also. Wie zwei Königskinder, ganz oben auf dem Dach des Hochhauses.“
In Rosies Erinnerungen schleichen sich immer wieder Bilder an ihren Papa ein, der die Familie wohl verlassen hat. Moussa und seine Zukunftsträume lenken sie ab. Doch dann stürmt der misstrauische Herr Tak auf das Dach. Auch er gönnt sich kurzzeitig diesen herrlichen Blick und das Gefühl der unendlichen Freiheit, schließt dann aber die Tür zum Treppenhaus ab. Die Kinder bibbern in der Kälte und plötzlich wird aus dem Abenteuer ein Disaster. Aber Rosie, die von ihrer Mutter weiß, dass es immer eine Lösung für jede noch so schwierige Situation gibt, hat als Titus aufs Dach schleicht einen guten Einfall.
Michael De Cock erzählt eine poetisch feine Geschichte, die mit nur wenigen Andeutungen und kurzen Sätzen sehr schnell klar werden lässt, warum Rosie umziehen musste und wie wohl es tut, in einer fremden Umgebung einen aufgeschlossenen, interessierten Freund zu finden. Auch Moussa ist froh, dass Rosie da ist, denn er scheint es auch nicht leicht zu haben.
Die schwarz-weiß Zeichnungen von Judith Vanistendael nehmen die unterschiedlichen Stimmungen innerhalb der Geschichte auf und zeigen so die traurigen und auch komischen Seiten des Lebens.
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