Andreas Steinhöfel: Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch, Carlsen Verlag, Hamburg 2017, 264 Seiten, €14,99, 978-3-551-55665-3

„Verdammt! Reingefallen! Verdoppeldammt!“

Wie wunderbar, Rico und Oskar sind wieder da und das auch noch zur Weihnachtszeit. Da hatte Andreas Steinhöfel doch hoch und heilig geschworen, es werden nur drei Bände und dann erschienen doch zwei Comics und jetzt wieder ein dicker Kinderroman. Klasse!!!

Wer den Rico und Oskar – Kosmos mag und vielleicht die Filme nicht gesehen hat, der hat sicher so seine ganz eigenen Vorstellungen von den beiden Jungen. Der kleine Oskar ist hochbegabt und ziemlich ängstlich, der große, ziemlich verfressene Rico geht in die Förderschule, denn er ist tiefbegabt und sehr neugierig. Rico wird heiß und innig von seiner Mama geliebt, aber sie ist seit neuestem mit dem Bühl verheiratet und bekommt auch noch ein Kind. Da fühlt sich Rico manchmal doch ein bisschen einsam, obwohl er bei den Weihnachtsgeschenken an sein neues Geschwisterkind denkt. Oskar geht es viel besser, seit sein Vater ihm endlich mehr Aufmerksamkeit schenkt und nicht immer gleich an die Decke geht, wenn er Probleme hat. Beide wohnen nun auch in der Diefe 93 in Berlin-Kreuzberg.
Rico, sein Hund Porsche, seine Mama und der Bühl, den er ab und zu auch Simon nennt, leben jetzt in der vierten und fünften Etage. Dank Durchbruch hat sich der Wohnraum für die neue Familie erweitert. Natürlich wohnt Frau Dahling immer noch im dritten Stock und die schrecklichen Kesslers mit ihren lauten Zwillingskindern toben ebenfalls durchs Haus.

Alles beginnt am Heiligabend. Rico und Oskar laufen zum Hermannplatz, um noch letzte Einkäufe zum Fest hinter sich zu bringen. Allerdings beobachtet Rico, dass Oskar weiße Damenunterwäsche kauft. Für wen diese sein könnte, beschäftigten seine Bingokugeln im Kopf allerdings ziemlich lang. Ricos Art die Welt zu sehen, ist pragmatisch und trocken wie immer. Er notiert unbekannte Worte, um sich diese dann mit eigenen Interpretationen zu erklären.

„Aufplustern: Wenn man vor dem Einatmen erstmal tief Luft holt. Man muss sie aber auch wieder rauslassen, wenn man nicht ersticken, platzen oder abheben will. Sehr beliebt bei Angebern, Wichtigtuern und Unrechthabern und anderen komischen Vögeln.“

Einen aufgeplusterten Angeber hat Rico im Sommer kennengelernt, den Checker. Oskar war mit seinem Papa in Dänemark und da musste sich Rico allein die Zeit vertreiben. Der Checker, Soo Min, Samira und Sarah wohnen bei Rico im Kiez und treffen sich in einem geheimen Hinterhof. Per Zufall stößt Rico dazu und setzt sich auf seine Art mit den Kindern auseinander. Als Oskar aus dem Urlaub zurück ist, lernt auch er die Kinder kennen und hat so seine Anpassungsschwierigkeiten. Als er sein Souvenir aus Kopenhagen vorzeigt, mögen die einen es und die anderen lehnen es ab. Es ist die kleine Meerjungfrau in einer Schneekugel. Doch kaum hat Oskar seine Meerjungfrau wieder eingepackt, ist sie gestohlen. Immer klar in seinen Ansagen will der Junge sein Souvenir sofort zurück. Aber die Kinder behaupten, sie hätten nichts gestohlen. Als dann am Heiligabend Checker und Soo Min vor der Tür stehen, ahnt Rico, was die beiden wollen.

„Mann!Mann!Mann!“

Natürlich kann der heilige Abend nicht ohne Chaos über die Bühne gehen. Der Bühl erschlägt sich fast mit der großen Tanne, die er ohne Rico, der darüber ziemlich sauer ist, gekauft hat. Bei Ricos Mama gehen die Wehen los, draußen tobt ein richtiger Wintersturm und Oskar hat, da er die Wohnung vom Massoud hütet, einfach eine obdachlose Frau, die „Fundfrau“, mitgenommen. Weltfremd wie der Jungen ist, hat er zwar gespürt, dass sie in großer Not ist, aber dass sie schwanger ist, hat er nicht gesehen. Wie die Kinder und Erwachsenen in der Diefe 93 nun zwei Geburten managen, liest sich wie immer komisch und ernst zugleich.

Andreas Steinhöfel ist einfach ein großer Menschenfreund und erzählt auf wunderbare Weise mit vielen neuen Wortschöpfungen von Weihnachten, den festlichen Tagen, an denen alle milde gestimmt sind, einander helfen und über vieles hinwegsehen können.

Empfehlenswert, wie immer, das Hörbuch „Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch“, gelesen von Andreas Steinhöfel, der nicht nur gut schreiben, sondern fantastisch vorlesen kann.