Jenny Han: Ohne dich kein Sommer, Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann, Carl Hanser Verlag, München 2012, 254 Seiten, €14,90, 978-3-446-23892-3

„Ich liebte ihn länger und aufrichtiger, als ich je jemanden geliebt hatte, solange ich lebte. Vermutlich würde ich auch nie wieder jemanden auf die Weise lieben. Was, wenn ich ehrlich war, fast eine Erleichterung war.“

Der Jugendroman „Ohne dich kein Sommer“ knüpft fast zeitgleich an den ersten Band „Der Sommer, als ich schön wurde“ an.

Seit die 16-jährige Belly denken kann verbringt ihre Familie die Sommerferien in Cousins Beach im großen Strandhaus von Susannah Fisher, der besten Freundin ihrer Mutter. Zu Bellys Sommerfamilie gesellen sich auch die beiden Söhne von Susannah, der unkomplizierte Jeremiah und der stille, undurchschaubare Conrad, in den das Mädchen seit langem unglücklich verliebt ist. Seit dem letzten Sommer jedoch weiß Belly, dass Susannahs Söhne nicht mehr das kleine Mädchen, das überall dabeisein will, in ihr sehen, sondern eine junge, interessante Frau. Zwischen Conrad und Belly beginnt nach dem Sommer eine engere Beziehung. Für eine Winternacht reisen sie zusammen nach Cousins, um einfach zusammen zu sein. Conrad braucht Bellys Nähe. Seit dem letzten Sommer wissen alle, dass Susannahs Krebserkrankung zurückgekehrt ist. In Rückblenden erinnert sich Belly an viele witzige und emotionale Episoden mit Susannah, Conrad und Jeremiah, die alle an Cousins und die einmalige Sommer- und Ferienatmosphäre gebunden sind. Für Susannah ist Belly das vollkommene Mädchen, in ihrer Gegenwart kann sie nichts falsch machen. Und Susannah weiß, wie sehr Belly ihren Sohn liebt. Belly denkt aber auch an die Zeit mit Conrad zurück, der immer wieder, zur Verwunderung von Bellys Bruder Steven bei ihr angeruft. Doch dann endet ihre innige Verbindung, als Belly Conrad bittet mit ihr zusammen zum Abschlussball zu gehen. Widerwillig reist er an und unfreundlich benimmt er sich zu Bellys Freunden und zu ihr. Belly weiß, dass alles so läuft wie Conrad es will, sie ihn über alles liebt und immer wieder nachgibt. Langsam jedoch schwindet ihre Geduld.
Als Susannah im Mai stirbt, bricht nicht nur für ihre Familie alles zusammen, auch Belly und ihre Mutter leiden. Und Belly, was sie sich nicht verzeihen kann, streitet sich mit dem abweisend wirkenden Conrad am Tag der Beerdigung und sagt Sätze, die weh tun.
Als dann Jeremiah Belly bittet nach Conrad, der einfach seine Seminare auf dem College ignoriert hat, zu suchen, kann sie gar nicht anders als mitzufahren, obwohl sie auch Angst vor einem Wiedersehen hat.

Conrad ist in Cousins, im Sommerhaus. Nach und nach erklärt sich Conrads sture Haltung. Sein Vater will Susannahs Haus verkaufen.
Conrad hasst seinen Vater über alles, besonders für seine unsensible Art, ihnen das Sommerhaus und damit alle Kindheits- und Jugenderinnerungen, auch an die Mutter, zu nehmen.

Einfühlsam leicht, aber auch mit Tiefe erzählt die amerikanische Autorin Jenny Han von Bellys Innenleben und ihren starken Stimmungsschwankungen. Zum einen fühlt sie sich zum unberechenbaren Conrad hingezogen, kann aber seine Launen nicht mehr ertragen, zum anderen trauert sie um Susannah und die glücklichen Tage in Cousins. Nie könnte sie wie ihre oberflächliche, aber eigentlich doch liebenswerte Freundin Taylor von einem süßen Jungen zum anderen wechseln. Da Belly nur Augen für Conrad hat, bemerkt sie nicht wie Jeremiah sie anschaut.
Aus Bellys und Jeremiahs Perspektive erfährt der Leser von den auch dramatischen Ereignissen des Sommers ohne Susannah.

Jenny Hans Jugendromane „Der Sommer, als ich schön wurde“ und „Ohne dich kein Sommer“ gehören zu den Büchern, die man ganz besonders langsam lesen möchte, damit sie nie zu Ende gehen.