Sara Zarr: Nichts bleibt, Aus dem amerikanischen Englisch von Claudia Feldmann, Aufbau Verlag, Berlin 2012, 256 Seiten, €14,99, 978-3-351-04156-4
„ Ich wünschte, wir könnten den Finger auf die Karte des Lebens legen und den Weg zurückverfolgen, bis man die Stelle findet, wo alles anders geworden ist.“
Die 15-jährige Sammy Taylor lebt irgendwo zwischen Sacramento und Denver, in der Prärie in Pineview. Heiß ist dieser Sommer und die Pflanzen im Garten sind längst verdorrt, denn niemand kümmert sich. Sammys so perfekte Mutter ist fort. Ihr Vater, für alle Pastor Charlie, der Pineview Community Church, schweigt. Niemand redet mit Sammy über die Mutter, die ihr so fehlt. Nach ihrem Autounfall hat ihr das Gericht nahe gelegt, einen Alkoholentzug zu machen. Sammy fühlt sich unwohl mit ihrem schweigenden, fast immer abwesenden Vater, der anderen Menschen so viel zu sagen hat, nur ihr nicht. Sie weiß um die Geldnot der Familie und sie wird ihre Privatschule nicht mehr besuchen können. Abgeschirmt vom lauernden Unheil darf Sammy nicht mal ins Internet.
Und Sammy zweifelt, sie zweifelt an ihrem Glauben, an der Kirchengemeinde der Jugendgruppe, an allem. Sogar ihre Freundin Vanessa verschweigt Sammy ausgemachte Treffs mit den Freunden. Niemand will Sammy dabei haben, aus Angst sie würde als Pastorentochter die anderen verpfeifen.
Und so manövriert sich Sammy immer mehr ins Abseits, in die Einsamkeit.
Und dann verschwindet plötzlich die 13-jährige Jody aus der Gemeinde. Suchtrupps werden zusammengestellt, Unsicherheit macht sich breit und Pastor Charlie ist mit der jungen Gemeindehelferin Erin in seinem Element. Vermutet wird, dass Jody entführt wurde. Doch wieso? Sogar ihr älterer Bruder Nick wird verdächtigt.
Immer wieder von Erin, der Sammy eine Affäre mit ihrem Vater unterstellt, aus ihrer Umkapselung herausgezogen, findet Sammy Kontakt zu Nick.
Beide sorgen sich um Jody und fühlen sich doch in ihrem Bedürfnis allein zu sein, zueinander hingezogen. Sammy weiß, dass ihre Mutter nach dem Entzug nicht mehr so weiterleben kann wie bisher. Wie wird jedoch ihre eigene Zukunft an einer anderen Schule aussehen? Warum verheimlicht ihr ihr Vater so vieles und versucht sie trotz Abwesenheit ständig zu kontrollieren?
Sara Zarr hat einen stillen Roman über das Innenleben eines Teenagers geschrieben, der versucht, alles mit sich selbst auszumachen und doch an seine Grenzen stößt. Kaum den Aufstand probend, auch sprachlos, wenn die Gelegenheit zum Reden da wäre, zieht sich Sammy in sich zurück und findet keine Antworten. In Nick trifft sie unverhofft einen gleichgesinnten Verbündeten, der sie versteht. Mit ihm zusammen öffnen sich für Sammy, noch nicht alle, aber immerhin ein paar wichtige Türen.
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