Henning Mankell: Mord im Herbst, Ein Fall für Walander, Aus dem Schwedischen von Wolfgang Butt, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2015, 141 Seiten, €8,95, 978-3-423-21598-5
„Sich zwischen Dokumenten zu bewegen, das konnte ebenso riskant sein, wie sich in einem dunklen Wald zu bewegen. Man konnte stolpern, fallen, sich verirren.“
Kurt Wallander wird alt oder war er das nicht immer schon? Auf jeden Fall sucht er ein Häuschen, denn irgendwie hat er auch keine Lust mehr mit seiner Tochter Linda zusammenzuwohnen. Sie kritisiert ihn pausenlos, nur am Sonntag ist Pause.
Wallander möchte aber nicht nur ein Haus, er hat Sehnsucht nach einem Hund und nach einer Frau. Als sein Kollege Martinsson ihm ein Haus von seinem nun inzwischen dementen Verwandten mit einem guten Preis anbietet, schaut Wallander sich das Anwesen gleich an. Es liegt gar nicht weit vom Haus seines Vaters, an den er sich nun auch immer wieder erinnert. Das Alter und all seine Tücken spielt in diesem doch kurzen Roman eine wichtige Rolle. Der matschige und trübe November spiegelt Wallanders Gemütszustand, der sich fragt, wie er wohl seinen Lebensabend verbringen wird.
Beim Haus, das ihm gut gefällt, obwohl viel zu machen ist und sein Glück über den bezahlbaren Preis nicht fassend stolpert Wallander über einen Gegenstand, der ihm dann doch verdächtig erscheint – eine menschliche Hand. Klar wird im Laufe der Ermittlungen, das Haus steht nun nicht mehr zur Debatte, dass die Hand und der entsprechende Leichnam zu einer fünfzigjährigen Frau gehören muss, die am Ende des II. Weltkrieges erhängt wurde. Da dieses Verbrechen längst vergangen ist, scheint das Wühlen in alten Akten und Aufzeichnungen nicht oberste Priorität zu haben.
Aber Wallander ist einfach neugierig. Als dann ein zweiter Leichnam gefunden wird, Wallander fallen die chaotisch gepflanzten Johannesbeersträucher auf, beginnt die wahre Ermittlungsarbeit. Sogar ein uralter ehemaliger Polizist schaltet sich vom Altersheim ein und liefert einen im ersten Moment wichtigen Hinweis, der sich dann aber als falsche Fährte erweist. Auch bei dieser Begegnung ertappt sich Wallander bei dem Gedanken, ob sein Lebensabend auch mal so aussehen wird, wie der des gebrechlichen Kollegen.
Wallander beißt sich an diesem Fall fest und wird nach langem Stochern in alten Aufzeichnungen und einem ausgiebigen Streit mit seiner Tochter den verzweifelten Mörder finden.
Für die BBC-Verfilmung dieser Vorlage wurde Kenneth Branagh als Kurt Wallander gewonnen und es ist schon seltsam, wie viele Spielfilme nach Mankells Büchern entstanden sind.
Diese Buchausgabe bereichert ein Nachwort mit dem Titel „Wie es anfing, wie es endete und was dazwischen geschah“ von Henning Mankell. Hier führt der Schwede aus, wie Kurt Wallander als literarische Figur gefunden wurde, wie viel er mit dem Autor gemein hat und ob er ihm fehlt, nachdem das letzte Buch geschrieben wurde.
Schreibe einen Kommentar