Kerstin Schoene: Monster gibt es nicht…, Bajazzo Verlag, Zürich 2011, 46 Seiten, €12,90, 978-3-905871-22-7

„Niemand nahm das Monster ernst.“

Die aufgeklärte Kinderwelt kann auf Monster verzichten oder sind sie gar wirklich ausgestorben? Eine Mischung aus schielendem Grüffelo und braunem, knuddligen Bär mit grünen Flecken, kleinen Hörnern und scharfen Krallen sitzt da dem Betrachter gegenüber und ist sehr verzweifelt. Es gibt sie nicht mehr, die Monster. Schwarz auf weiß steht es überall an den Wänden. Frechheit, wie kann das sein, empört sich das Monster.
Das seltsame Ungeheuer fällt in eine Identitätskrise, und versucht durch seine Präsenz und Stärke mit allen Mitteln auf sich aufmerksam zu machen. Allerdings wirkt ein Monster auf einem Fahrrad eher harmlos als furchteinflößend. Durch die Komik in den einzelnen Bildkompositionen kann das Monster sich noch so anstrengen, niemand, kein Mensch und kein Tier, hat Angst oder respektiert zumindest seine gruselige Anwesenheit. Ganz im Gegenteil, für alle scheint das Monster unsichtbar.
Der Hund pinkelt ihm gelassen ans Bein, als das Monster einen Baum entwurzelt. Das Baby im daneben stehende Kinderwagen erfreut sich an der Eule auf dem heruntergelassenen Ast, wie in Schockstarre verfallen eher skeptisch schaut. Ein Junge, der im Dunkeln mit der Playstation spielt, kann das Monster schon gar nicht erschrecken. Da spielt es lieber mit.
Es wäre zum Verzweifeln, würde da nicht ein zweites Monster aus dem Wald daherspazieren und gemeinsam, so heißt es ja, sind wir stark.
Gibt es sie nun die Monster? Jedenfalls sind sie Dauergäste im Bilderbuch und regen offenbar auch die Illustratoren zu immer neuen Ideen an, um mit eigenen Ängsten oder dem Gefühl, dass man nicht vergessen kann, umzugehen.
Kerstin Schoene hat in ihrem ersten Bilderbuch mit viel Witz, dabei sehr konzentriert auf die Bildaussage ohne überflüssige Details, die Monster aufleben lassen und eine unterhaltsame Variante erdacht, die vor allem angstfrei mit dem Thema umgeht.
Ich könnte mir vorstellen, dass Kinder, wenn sie dieses Bilderbuch angeschaut haben, mit viel Spaß die unglaublichsten, grässlichsten und zugleich liebsten Ungeheuer zeichnen und diese als Bilder dann später in ihren Zimmern aufhängen, um zu beweisen: Monster gibt es!‘