Michael Kobr: Schatten über Sømarken, Ein Bornholm-Krimi, Goldmann Verlag, München 2025,
416 Seiten, €24,00, 978-3-442-31691-5

„Konnte man es inzwischen denn gar niemandem mehr recht machen auf dieser Insel? Dabei meinte er es doch nur gut mit allen. Wollte nichts als helfen, aber anstatt dankbar dafür zu sein, fühlte sich jeder bloß angegriffen.“

Der einst gestresste Ermittler Lennart Ipsen, aus dessen personaler Perspektive erzählt wird, lebt nun auf Bornholm. Mittlerweile geht es ihm bestens, denn er hat eine wunderbare Freundin, die Inhaberin des exquisiten Restaurants „Argousier“ in Sømarken, Maren Fabricius, kollegiale Mitarbeiterinnen und immer wieder Besuch von seinen zwei Kindern, die auf der Insel Rügen bei ihrer Mutter leben. Und zu allem Glück hat Lennart mitten im heißen Juli auch noch Urlaub. Allerdings weiß er, Maren muss arbeiten, wenig mit sich anzufangen und Lust, im Garten zu buddeln, hat er schon gar nicht. Zumal er bald aus seinem gemieteten Häuschen ausziehen muss. In zwei Wochen jedoch reist er mit seinen Töchtern nach Spanien. Und dann belastet ihn auch noch der letzte Streit mit Maren, die angeblich vergessen hat, Lennart darüber zu informieren, dass sie ihren attraktiven Ex-Freund und berühmten TV-Starkoch, Falk Magnusson, und seine Freundin und Redakteurin, Finja Madsen, in ihr Restaurant eingeladen hat. Alle drei wollen über ein mögliches Konzept für eine neue Kochshow sprechen. Doch alles kommt natürlich ganz anders. Mitten im feinen mehrgängigen Menü, Maren komponiert ihre selbst kreierten Speisen gern mit regionalen Beeren, Wildkräutern wie Pilzen, stirbt Falk plötzlich. Eine Katastrophe für alle Beteiligten und vor allem für Maren, die weiß, dass sie ihr Restaurant schließen kann, wenn die Presse oder die sozialen Medien davon erfahren. Schnell wissen alle, dass die Todesursache kein Herzinfarkt ist, sondern eindeutig Mord. Falks Essen wurde mit Tollkirschen vergiftet. Sehr schnell sind die Ermittler Britta Blomdal und Tao Nguyen, natürlich Lennart und die Spurensicherung vor Ort. Lennart, der sich große Sorgen um Maren macht, wird allerdings kategorisch von der Polizeiarbeit ausgeschlossen, zum einen ist er im Urlaub, zum anderen ist er natürlich auch persönlich durch seine Nähe zu Maren, die zeitweilig unter Mordverdacht steht, befangen. Dass Britta und Tao ihn so gar nicht an ihren Ermittlungsergebnissen teilhaben lassen wollen, ärgert Lennart. Auch Maren grenzt sich sehr von Lennart ab, zumal er nichts mehr aus ihrer Küche essen will. Nach und nach ergibt sich ein Bild von Marens Ex-Freund, das darauf schließen lässt, dass er durchaus einige Feinde hat. In seiner Fernsehshow „Denmark’s next Superchef“, bei der auch Maren als Spezialistin dabei war, hat der skrupellose Koch genug Kandidaten vor den Kopf gestoßen. Seine arrogante, kaltschnäuzige Art mit Menschen umzugehen, war eines der Markenzeichen der beliebten Sendung. Außerdem war Falk an einigen Firmen beteiligt, wo auch zu prüfen ist, ob alles in Ordnung ist. Und dann erfährt Lennart auch noch, dass seine selbstbewusste Freundin Maren sich nicht von Falk getrennt hatte, sondern er sich von ihr und sie ihn noch lange Zeit gestalkt hat.
Lennart kann natürlich nicht aus seiner Haut und beginnt mit Privatermittlungen und Befragungen, die seine Kolleginnen ihm sehr übel nehmen. Doch dann geschieht ein zweiter Mord und langsam wird klar, beide Taten haben etwas mit den Fernsehshows zu tun und nicht mit Maren.

Michael Kobr konzentriert sich in seinem neuesten Band, weitere Rezensionen zu den zwei Vorgängerbänden finden sich in diesem Literaturblog, eher auf Lennart Ipsens Privatleben und seinen Recherchen rund um beide Mordfälle. So muss sich Lennart mit seinen Teenager-Töchtern auseinandersetzen, mit seinem manchmal leicht übergriffigen, aber sympathischen Vater und natürlich mit seiner Beziehung zu Maren, die wenig über ihre Vergangenheit erzählt hatte. Und er muss mit der professionellen Arbeit seiner Mitarbeiterinnen leben, die sicher gern mit Lennart zusammengearbeitet hätten, aber auch Anordnungen aus Kopenhagen befolgen müssen.

Nicht sonderlich spannender Fall, aber es menschelt doch sehr und wie immer glänzt auch eine der Hauptfiguren – die Insel Bornholm – mit all ihrer Schönheit.