Lukas Hartmann: Mein Dschinn, Diogenes Verlag, Zürich 2014, 208 Seiten, €16,90, 978-3-257-01172-2 

„Wie hätte ich der Polizei oder irgendwelchen Spaziergängern erklären können, dass ein Mann namens Kol mich über Nacht aus der Schweiz nach Rom verpflanzt hatte – und zwar deshalb, weil ich meine Mutter in seinem Kupfertopf gesehen hatte? Niemand würde mir glauben.“

Der 11-jährige Lars fühlt sich unglücklich im Knabenheim Sonnenhof. Seit sein Opa gestorben ist und seine Mutter irgendwo in Indien lebt, wohnt er nun dort. Er ahnt nicht, dass seine Flucht ihn von der Schweiz aus nach Rom und weiter bis nach Mumbai führen wird. An einem regennassen Novembernachmittag beschließt Lars abzuhauen. Ein alter Mann greift ihn auf der Straße auf und scheint wirklich die Absicht zu haben, ihn zurückzubringen. Doch dann geschehen ganz seltsame Dinge. Der alte Mann, namens Kol, zeigt ihm in einem Topf das Bild von seiner Mutter auf einem Platz in Rom. Lars kennt nur noch ein Ziel, er will zu ihr. Doch wer ist dieser Kol? Ein Magier, ein Dschinn?
Aus Lars Sicht erlebt der junge Leser nun die abenteuerliche Reise eines einsamen Kindes, das auf der Suche nach seiner Mutter Tamara, genannt Tama, Diebe, Scharlatane, Kriminelle, aber auch gute Menschen kennenlernt.

Der Enführung beschuldigt flieht Kol mit Lars, lässt ihn jedoch in Rom allein zurück. Hier greifen ihn Straßenkinder auf und bringen ihn ins Camp der Roma, denn Tama hat mit den Roma zusammengelebt, ist aber plötzlich verschwunden. Der Anführer, Barani, ein undurchsichtiger, fieser Typ, will, dass Lars das Handwerk der Taschendiebe erlernt. Seltsam ist, dass auch Barani Kol kennt und offensichtlich weiß der Dschinn sehr viel über Lars‘ Leben. Lars fühlt sich hilflos, denn er will keine Menschen bestehlen, auch wenn diese, das mag ungerecht sein, mehr Geld haben als andere und ihnen, laut Baranis Aussagen, die paar Scheine nicht fehlen würden. Lars ruft den Dschinn und kann sogar Kontakt zu ihm aufnehmen. Wieder muss Lars fliehen und nimmt Suni, ein cleveres Mädchen, das von seinen Eltern verkauft wurde, mit.

Per Zufall, und auch hier scheinen die magischen Kräfte des Dschinn im Spiel zu sein, begegnet er Aarian. Aarian stammt aus dem Iran, er hatte sich in Tama verliebt, konnte ihr aber nicht helfen. Er ist auf der Flucht vor den Schweizer Behörden nach Italien geflohen, denn sein Asylantrag wurde mehrmals abgelehnt.
Aarian führt Lars nun zu seiner Mutter, die sich in den Katakomben versteckt hält. Tama wurde schwer verletzt und kann sich an ihr bisheriges Leben und somit auch an Lars nicht mehr erinnern.
Tama scheint im Einflussbereich des Gurus Govinda in kriminelle Geschäfte verwickelt worden zu sein. Sie sollte Drogen, Haschisch-Öl, in die Schweiz schmuggeln. Doch sie wurde bereits in Indien verhaftet. Nur der Dschinn konnte sie retten. Die beiden albanischen Männer Afrim und Jak sollen sie beschützen, doch sie wurden bestochen und entführen Tama wieder zu Govinda zurück.
Falsche Papiere, ein paar Smaragde, die Hilfe des Dschinns und vor allem viel Mut gehören nun dazu, dass Lars, Suni, Aarian und Kol Tama aus den Fängen der indischen Kriminellen befreien.

Diese wohlkonstruierte Geschichte zwischen realistischen und fantastischen Elementen von einer schwachen Mutter und ihrem starken Kind glaubt kein Mensch und schon gar nicht, dass Kol ein Dschinn ist. Da hat der Erzähler Lars auf jeden Fall recht und doch ist es einfach spannend mit Menschen, die man mag und die es als Außenseiter nicht einfach haben, ein knallbuntes Abenteuer zwischen Morgen- und Abendland zu erleben, das am Ende auch noch zu einem Happy End führt.