Salah Naoura: Matti und Sami und die drei größten Fehler des Universums, Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 2011, 144 Seiten, €12,95, 978-3-407-79438-3

„ Ja, toll, drei Tage vielleicht, dachte ich. Bis meine Eltern feststellen, dass sie gar kein Haus gewonnen haben. Dann ziehen wir zurück nach Deutschland und ich muss in ein Heim.“

Mattis Vater, Sulo Pekkanen, ist ein schweigsamer Finne, der, wenn er den Mund mal aufmacht, nur Lügen erzählt, die das Leben der kleinen Familie auf den Kopf stellen. Aber das wissen der Elfjährige und sein kleiner Bruder Sami noch nicht. Die Mutter der Jungen ist Deutsche und ziemlich genervt, von der kleinen Wohnung, ihrem Job und ihrem Mann Sulo, der sich am liebsten in seiner verräucherten Drachenhöhle hinter dem Computer verschanzt.
Alles beginnt durch den innigen Wunsch der Freunde Matti und Turo, auch er ist Halbfinne, einmal die Sommerferien zusammen in Finnland zu verbringen.
Da Mattis Eltern wenig Geld haben, sind die Aussichten schlecht. In der Not jedoch sind Matti und Turo erfinderisch. In einem Prospekt sehen sie ein beeindruckendes großes Haus gleich am See. Die Inhaber suchen für die Sommermonate einen Hausmeister, der mit seiner Familie in der Zeit der Ferien dort wohnen darf. Matti überredet Turos älteren Bruder für ihn anzurufen und es klappt. Allerdings weiß Mattis Vater nichts von seinem Glück. Als die Mutter dann auch noch an einem Preisausschreiben für Häuser in Finnland teilnimmt, kommt eins zum anderen. Matti kopiert einfach das Bild vom finnischen Haus am See mit dem angeblichen Gewinnerschein für die Mutter. Immerhin hat er ja erfahren, dass auch die Erwachsenen, in diesem Fall Mattis Vater, lügen was das Zeug hält und warum soll er sich zurückhalten. Der Wunsch mit Turo gemeinsam in Finnland fischen zu gehen, ist einfach zu stark. Mattis Eltern jedenfalls sind total glücklich und ehe Matti den Mut findet, seinen Schwindel einzugestehen, haben sie ihre faden Jobs und die enge Wohnung gekündigt und sitzen im Flugzeug nach Finnland. Matti ist so übel wie nie. War es denn wirklich alles seine Schuld? Warum mussten die Eltern denn sofort alle Zelte in Deutschland abbrechen? Nun sitzen sie in Finnland mit sechs Koffern, sind arbeitslos und niemand spricht finnisch, außer der Vater natürlich. Dabei hat auch Mattis Vater vor kurzem eine fette Lüge erzählt, die der ahnungslose Matti auch sofort geglaubt hat. Und alles nur weil Onkel Jussi, der Bruder von Mattis Vater, damals zu Besuch war und die beiden sich immer (mit ihren Lügen) übertrumpfen müssen.
Aus Mattis Sicht erlebt der Leser eine verrückte Vater-Sohn-Geschichte, die das wahre Leben erfinden könnte und auch wieder nicht. Dass sie so versöhnlich märchenhaft endet, sei Matti, Sami und Turo von Herzen gegönnt, denn Flunkern hat zwar seine Vorteile, aber auch viele Nachteile.

Salah Naoura kann wunderbar leicht, humorvoll und dabei kurz und knapp schreiben und doch so vieles tiefgründig ansprechen, dass zum Alltag dazugehört.
Nicht umsonst hat er für sein Kinderbuch den Jahres-Luchs der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ erhalten und das Hörbuch, erschienen bei der Hörcompany mit Martin Baltscheit den Preis für das beste Hörbuch 2011.