Martin Österdahl: Die Party . Gefangen mit einem Mörder, Aus dem Schwedischen von Leena Flegler, Blanvalet Verlag, München 2025, 352 Seiten, €16,00, 978-3-7341-1282-9
„Er lässt sich auf den Stuhl zurückfallen und starrt die leere Hülle an. Die Leere wächst sekündlich an, während sein Hirn versucht, die möglichen Konsequenzen zu erfassen. Die wirtschaftlichen, die juristischen. Und am schlimmsten, den Verrat gegenüber der Person, die er am meisten im Leben bewundert.“
Im Hochspannungs-Sektor besonders beliebt, sind die Thriller, in denen eine Gruppe von Menschen durch äußere Umstände, meistens ist es das unberechenbare Wetter, auf einem begrenzten Raum gefangen sind. In diesem Roman ist es eine nicht allzu große Stockholmer Schäreninsel, auf der sich die Architektenvilla des Filmproduzenten, Perfektionisten wie Manipulator Morgan Stark befindet. Er hat nach Jahren der Funkstille seine ehemaligen Freunde und Kollegen zu einem Krebsessen eingeladen.
Von Anfang an jedoch ist klar, dass nicht alle lebendig diese Insel verlassen werden.
Die alte Clique hat sich aus den Augen verloren. Haben die einen Karriere gemacht, wie Katarina Kagg, die nun Justizministerin ist und von ihrem Bodygard Samuel begleitet wird, so sind die beruflichen Aussichten der anderen eher mäßig, wie die von Katarinas Mann Ludwig oder die des berühmten Models Benjamine Stark. Sie und Morgan sind jedoch längst geschieden. Benjamine bringt den Journalisten Roger Marnell mit, dessen Tage als Festangestellter ebenfalls gezählt sind. Kennen sich die Freunde aus ihrer Universitätszeit in Uppsala, so haben sie sich auch an Morgans ungewöhnlicher Idee für eine Reality-Show beteiligt. „Liebe hinter Gittern“ hieß die spektakuläre Idee, deren Rechte sich an viele Fernsehanstalten verkaufen ließen. Ein Gefangener, der für ein schweres Verbrechen angeklagt wurde, hatte sich in eine seiner Brieffreundinnen verliebt und sollte diese auch heiraten. Die geeigneten Protagonisten Emilie und Bill sind schnell gefunden. Doch niemand konnte ahnen, dass beide am Ende der Dreharbeiten tot sind.
Doch nun gelangen alle mit Booten auf die Insel, nur Theo, der Schnittmeister von Morgan, und seine Frau Sara sind verhindert, denn sie haben mit ihren Kindern einen zum Glück nicht schweren Autounfall. Allerdings stellt sich heraus, dass jemand die Bremsschläuche durchtrennt hatte. Und Theo entdeckt, dass Aufnahmen von der Reality-Show, die er eigentlich vernichten sollte, gestohlen wurden.
In Rückblenden liefert Martin Österdahl den Lesenden nun genug Informationen über die einzelnen Personen, so wie über die Produktion der Reality-Show. Als dann ein Sturm aufzieht, plötzlich der
Strom ausfällt und Ludwig verschwunden ist, beginnt die Begegnung der einstigen Freunde auf der Schäreninsel ins Dramatische zu kippen. Wer hat die fremde Nummer in die Whats-Up – Gruppe geschleust, damit sich die Freunde Clips ansehen können, in denen gezeigt wird, was wirklich mit Emilie und Bill geschehen ist? Wer nimmt nun Rache? Und was ist vor zehn Jahren wirklich geschehen?
Die Kunst des Krimi-Autors Martin Österdahl besteht nun darin, Spannung ganz, ganz langsam und aus einer vermeintlichen Idylle heraus aufzubauen. Was ihm gut gelingt, denn er legt einen von Thriller vor, in dem es weder Polizisten noch Detektive gibt, noch Gut und Böse, und der selbstverständlich auch kein Happy End hat. Aber gerade das alles macht ihn zu einer berauschenden Lektüre.