James Mylet: Love is on Air, Aus dem Englischen von T.A.Wegberg, FJB, Frankfurt a. Main 2012, 352 Seiten, €17,99, 978-3-8414-2113-5

„ Ich gebe zu, dass ich ein bisschen nerdig bin; mir gefallen die Details des Lebens, die sich zu etwas Größerem zusammensetzen.“

Lex Donal ist irgendwie ein verrückter Typ und auch wieder relativ normal. Der 17-Jährige liebt Musik und hat 2006, da wurde Internetpiraterie offensichtlich noch nicht so heftig verfolgt, eine Menge Titel aus dem Netz heruntergeladen.
Mit seinen Songs bestreitet er seinen Piratensender an der idyllischen Westküste Irlands. Lex‘ Traum ist London, hier will er Wirtschaft studieren und als Radiomoderator durchstarten, allerdings nur wenn er gute Noten in den Prüfungen schafft. Sein großer Abgang soll mit einem von ihm organisierten Festival gekrönt werden, einem Konzert der legendären Reggae-Band „Toots and the Maytals“.
Etwas schüchtern hat Lex in seinem illegalen Radiosender, er fühlt sich für alle 2000 Bewohner seines Ortes Clifden (nichts Abgedrehtes erklingt) auf rührende Weise zuständig. Zuerst spielt er nur Musik, aber dann folgten kurze, zaghafte Moderationen, die im Laufe der Zeit immer lockerer wurden. Lex lässt sich gern über Musiker aus, er hasst Bono von U2, nennt ihn einen „völligen Trottel“ und reagiert auf die Mails und Meinungen seiner Hörer, die Van Morrison nicht mögen. ( Warum eigentlich?)

Locker leicht sprudeln Lex‘ Gedanken, er erzählt von seinen seltsamen Freunden, von seiner Sehnsucht nach Michelle, die einen gut gebauten Freund hat, der gar nicht so unsympathisch ist, von seiner Familie, der Schule – dem Leben allgemein. Aber auch Lex ist das Objekt vieler Gedanken, so berichtet seine Schwester Fiona, sein Bruder und seine Mutter, was sie von ihm denken. Natürlich kommen auch Freunde, wie Davey zu Wort.

Richtig gemein ist, als Doh den unbeobachteten Moment ausnutzt als Lex auf Toilette geht und einfach über den Äther einen gut gemeinten Aufruf für seinen Freund startet. Bevor er nach London geht, sollte er nicht mehr Jungfrau sein. Hochnotpeinlich ist diese Aktion und lässt Lex für ein paar Tage verstummen. Komödiantische Einlagen heitern das Geschehen auf, verzerren es aber nicht.

Frisch, ehrlich, mal altklug, dann wieder ganz pragmatisch, mal verträumt und dann voller Dynamik erzählt Lex von allen positiven wie negativen Ereignissen in seinem Alltag, immer wieder fließen Pop- oder Rocksongs ein, die der Leser, so er sie kennt, leise beim Lesen mitsummen kann. Wie tickt so ein Jugendlicher? Wer es wissen will, sollte diesen Roman lesen.

Autobiografisch eingefärbt legt James Mylet einen gelungenen Debütroman vor. Man darf gespannt sein, was von diesem Autor noch zu erwarten ist.