, Der zwölfte Fall für GLouise Penny: Auf keiner Landkarteamache, Aus dem kanadischen Englisch von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck, Kampa Verlag, Zürich 2022, 549 Seiten, €19,90, 978-3-311-12033-9
„Armand Gamache hatte sich nicht ohne Grund für diesen Posten entschieden. Er wollte das Gleichgewicht wiederherstellen. Und dazu musste er Serge Leduc aufhalten.“
Armand Gamache, der nun langsam auf die sechzig zugeht und mittlerweile im Dorf Three Pines mit seiner Frau Reine-Marie lebt, hat sich nach seinem Ende bei der Mordkommission und einer beruflichen Pause für die Stelle des Leiters der Akademie der Sûreté du Québec entschieden. Alle wissen, dass die Akademie eine „Jauchegrube“ ist und unbedingt reformiert werden muss. Nichts konnte jedoch den Verantwortlichen nachgewiesen werden, und doch wird von Korruption und zweifelhaften Lehrmethoden bis hin zu Missbrauch gesprochen. Die Kadetten, die die Akademie verließen, zeichneten sich durch eine gewisse Härte, um nicht zu sagen, Brutalität aus. Gamache weiß, dass auch Professor Serge Leduc als korrupteste und einflussreichste Lehrkraft Dreck am Stecken hat. Auch ihm konnte bisher nichts nachgewiesen werden. Gamache kündigt ihm nicht, sondern belässt Leduc in der Hoffnung, ihn zu stellen, in der Akademie. Und Gamache holt, was wirklich niemand verstehen kann, Michel Brébeuf, seinen einstigen Freund, der zum Betrüger wurde, an die Schule.
Als er die Dossiers mit den neuen Bewerbern durchsieht, entscheidet er sich für Amelia Choquet. Das misstrauische Goth-Mädchen, dass sich bereits prostituiert hatte und auch Drogen genommen hatte, wurde von Leduc abgelehnt, doch Gamache sieht in der Zwanzigjährigen trotz ihrer Tattoos und Piercings etwas Besonderes.
Zeitgleich schauen die ziemlich unflätige Dichterin Ruth und auch Gamaches Frau alte Papiere durch, die während der Renovierung des Bistros in Three Pines als Dämmmaterial genutzt wurden. Sie entdecken eine ungewöhnliche Karte, die eindeutig den Ort Three Pines zeigt, allerdings mit seltenen Zeichen.
Das neue Semester beginnt und Gamache stürzt sich in die Arbeit. Da er bemerkt, dass Leduc vier Kadetten bevorzugt, versucht er ihr Vertrauen zu gewinnen. Es sind Amelia, Huifen, Jacques und Nathaniel. Allen vier zeigt Gamache die geheimnisvolle Karte und bittet sie, dem Geheimnis der Zeichnung auf den Grund zu gehen. Schnell bemerkt Gamache, dass Jacques von Leduc extrem beeindruckt ist und von ihm manipuliert wird. Auch die anderen stehen in den Diensten des Professors. Sie müssen, was Gamache eigentlich verhindern wollte, ihm z.B. am Morgen den Kaffee bringen. Welche grausamen Spielchen er mit den von ihm abhängigen Kadetten und Kadettinnen noch getrieben hat, wird sich erst im Laufe der Handlung herausstellen.
Als dann eines Morgens Jacques den Kaffee bringt, findet er Leducs Leiche. Jemand hat ihm mit seinem eigenen historischen Revolver in den Kopf geschossen. Der Täter wollte unbedingt, dass sofort gesehen wird, dass das Opfer keinen Selbstmord begangen hat. Gamache durchsucht, bevor CI Isabelle Lacoste eintrifft, Leducs Wohnung und entdeckt in seinem Nachttisch eine Kopie der Landkarte, die die vier Kadetten erhalten hatten. Was hat nun diese ominöse Karte mit dem Tod des von vielen verhassten Leduc zu tun? Um die vier Kadetten zu schützen und auch unter Kontrolle zu haben, verfrachtet er alle nach Three Pines und bringt sie ohne WLAN bei Ruth, der Malerin Clara, im Bistro bei Gabri und bei Myrna, der Buchhändlerin unter. Gerät Commander Gamache kurzzeitig unter Verdacht seinen Widersacher Leduc ermordet zu haben, ziehen sich die Ermittlungen mit dem externen Ermittler Deputy Commissioner Paul Gèlinas in langen Dialogen und Gesprächen extrem in die Länge. Immer wieder wird spekuliert, warum Gamache diesen Job angenommen hat, warum er Leduc nicht entlassen hat und was den vier Kadetten in Leducs Wohnung passiert ist. Wer den amerikanischen Spielfilm „Die durch die Hölle gehen“ kennt, hat vielleicht eine Ahnung.
Natürlich dreht sich auch alles Denken und Recherchieren um die Karte, die auch an den Kirchenfenstern in Three Pines zu sehen ist und auf einen Soldaten aus dem 1. Weltkrieg hinweist.
Armand Gamache wird natürlich den Fall klären und er wird mit den Schülern herausfinden, was es mit der Karte auf sich hat und warum er so an Amelia, die den gleichen Vornamen trägt, wie seine Mutter, die bei einem Unfall ums Leben kam, interessiert ist.
Wie immer erzählt Louise Penny mit ihrem angestammten Personal insbesondere aus Three Pines auf sehr witzige Weise von Menschen, die sich einfach mögen. Sie spielt mit Querverweisen und Ausflügen in die Dichtung. Immerhin liebt Amelia, der man das nie zugetraut hätte, Bücher und vor allem Gedichte von Ruth Zardo.
Bei den Ermittlungen jedoch wäre etwas mehr Straffung ganz gut gewesen, denn bei diesem Band hätte man wirklich auf Redundanzen verzichten können.