Maryrose Wood: Liebe ist unheilbar, Die Poison Diaries, Band 1, Aus dem Englischen von Alexandra Ernst, FJB, Frankfurt a.M. 2011, 272 Seiten, €14.95, 978-3-8414-2124-1
„Und sind wir nicht vermählt? Haben wir nicht einen Bund geschlossen durch das Geheimnis, das er mir anvertraute?“
Die 16-jährige Jessamine Luxton lebt mit ihrem Vater, einem Apotheker und Heiler, ziemlich einsam auf einem ehemaligen nordenglischen Klostergelände. Sie führt ein Gartentagebuch, in das sie ihre alltäglichen Beobachtungen zu den unterschiedlichen Jahreszeiten einträgt. Als der fremde Junge, Weed, also Unkraut genannt, vom Vater aufgenommen wird, füllt sich ihre Tagebuch nicht mehr nur mit Wettereintragungen oder Pflanzenbeschreibungen. Weed, der offenbar so alt wie Jessamine ist, beflügelt ihre Fantasie. Wie ein Stück Vieh wurde der seltsam wortkarge Junge mit den smaragdgrünen Augen beim Vater abgeliefert. Angeblich hat er in einer Heilanstalt die irren Kranken gesund gemacht und die Menschen im Ort wahnsinnig. Doch wie kann eine ungebildete Waise Tees oder Tinkturen brauen, die Menschen in ihrem Seelenzustand beeinflussen? Immer wieder überrascht der Junge, der sich zu Beginn im Keller verschanzt, den Vater mit seinen hilfreichen Hinweisen über die Pflanzenzucht. Weed scheint im Besitz verschollerner Erkenntnisse zu sein, denn als Thomas Luxton zu einem Mann gebeten wird, der sich eine schwere Wunde zugezogen hat, gibt Weed dem Apother eine Mischung aus Kräutern, die helfen. Und er berät ihn bei der Zusammenstellung der Zutaten für den Dämmerschlaf. Nach und nach erkennt Thomas Luxton, dass der Junge eine besondere Gabe hat. Um mehr Wissen aus dem Jungen herauszuholen, der offenbar noch nie ein wissenschaftliches Sachbuch gelesen hat, bittet er Weed, ihn bei der Erforschung seiner Giftpflanzen im verschlossenen und für Jessamine verbotenen Apothekergarten zu unterstützen. Doch Weed fürchtet sich vor den Pflanzen und zieht sich zurück. Jessamine hat sich längst in den geheimnisvollen Fremden verliebt und auch Weed scheint für sie etwas mehr als Freundschaft zu empfinden. Er misstraut seinen Gefühlen, weiß nicht genau wie man sich als Mensch verhält. Als Thomas Luxton die beiden Liebenden erwischt, segnet er ihren Bund. Das hätte Weed skeptisch machen müssen, denn plötzlich erkrankt Jessamine und Weed muss sich nun in Dialogen und Mutproben den Giftpflanzen ausliefern, um die Geliebte zu retten.
Äußerst spannend liest sich dieser Beginn der fantastischen Poison Tagebücher. Die magische wie historische Welt, die die englische Autorin Maryrose Wood entwirft, überzeugt durch die teils armselige Kenntnis der damaligen Mediziner um 1800 und die überirdischen Kräfte des scheinbar ungebildeten Jungen.
Originell verleiht die Autorin je nach Pflanzenart den Kräutern, wie den Giftpflanzen Charaktere. So kann Belladonna mal heilen, mal töten. Mit viel Geschick spannt die Autorin ihren Erzählbogen. So beginnt sie recht harmlos und steigert die Geschichte bis hin zum bedrohlich gefährlichen Szenario.
Schreibe einen Kommentar