Leonie Swann:Tod in Mistletoe Manor – Miss Sharp ermittelt, Goldmann Verlag, München 2024, 416 Seiten, €17.00, 978-3-442-31714-1

„Agnes wollte nicht mitten im Leben stehen, sie wollte mitten im Bett liegen, gerade um diese Zeit, vorzugsweise ohne John, Mark oder Roman. Das war doch wirklich nicht zu viel verlangt!“

Agnes Sharp, ehemals erfolgreiche Polizistin, nun Mitbewohnerin einer Wohngeheimschaft alter, wirklich alter Freunde in Sunset Hall. Doch langsam scheint die Senoiren – WG auseinanderzudriften, zum einen durch den unvermeidlichen Tod, zum anderen und das ist schon eher komisch, durch ein Hochzeit. Und dann sucht auch noch die agile Charlie, Agnes beste Freundin, über die Partnerbörse Silberrücken nach ihrem Mr. Right fürs Lebensende. Dabei bekommt Charlie doch genug Aufmerksamkeit durch ihren Vlog „Charlie probiert Sachen“, wo ab und zu Agnes, Edwina und auch Bernadette, allerdings nicht deutlich sichtbar, mitmachen. Immerhin lebt die blinde Bernadette unter einer neuen Identität. Dass sie nun ausgerechnet ihre alte Jugendliebe Jack, einen ehemaligen Auftragskiller und einst Angehörigen der organisierten Kriminalität heiratet, passt zu dieser skurrilen Truppe, zu der noch der Marshall, Winston, der Hund Brexit, die Schildkröte Hetti, die aus dem Winterschlaf geweckt werden muss, und eine Schlange gehören.
Auf jeden Fall hat das Brautpaar besonders viel Glück und kann sehr kurzfristig einen Termin für die Hochzeit in Mistletoe Manor, dem Hotspot für glamouröse Feiern mit Champagnerbrunnen ergattern. Alles soll in vierzehn Tagen über die Bühne gehen und so hat das Organisationskomitee unter Agnes Leitung ein wirkliches Problem, wie schaffen sie es und das ist die Bedingung für Mistletoe Manor, zwanzig Gäste zusammenzubekommen. Und was soll dieser seltsame Drohbrief, der auf ziemlich fiese Weise die Hochzeit in Frage stellt? Charlie sorgt erst mal für den Männernachschub und verkuppelt Agnes mit einem gewissen Roman, der einer Echse ähnelt. Ihr Mann aus dem Netz, ein gewisser Christopher, ist allerdings gutaussehend, doch sein ständiges Lächeln erregt Agnes‘ Skepsis. Sie bittet Privatdetektiv Benjamin Stout, der natürlich auch zur Hochzeit eingeladen wird, um ein paar Hintergrundinformationen zu Christopher. Es gibt wie immer so einiges in der Senioren – WG zu besprechen, und natürlich versammeln sich dann alle, um bei harten alkoholischen Getränken ihre Differenzen zu klären.
Und dann taucht auch noch eine angebliche Freundin von Bernadette auf. Die sehr grau angezogene und völlig humorlose Brillenträgerin Dorothea Gretchen nistet sich einfach in Sunset Hall ein und stört mit ihrem Missmut jede Feierlichkeit. Dass sie dann ausgerechnet am Junggesellinnenabend zu Tode kommt, ist eher eigenartig. Nein, kein Herzinfarkt, jemand hat ihr wirklich an der Bushaltestelle ein Messer mitten ins Herz gestoßen. Außerdem beschäftigt Agnes der unglaubwürdige Suizid des Küsters Dominic im Ort. Schnell gerät natürlich Jack ins Visier von Agnes‘ Ermittlungen, aber seine besten Zeiten sind doch vorbei. Als dann auch noch während der Hochzeitsfeierlichkeiten Benjamin Stout ausgerechnet im Labyrinth ermordet wird, haben Agnes und ihre Freunde ein wahres Problem. Um Bernadettes Hochzeit nicht zu stören, müssen sie die Leiche wegschaffen. Auf der anderen Seite ahnen sie, dass unter den Hochzeitsgästen eine Person sein könnte, die sich eindeutig für etwas aus der Vergangenheit rächen will. Sehr viel Auswahl ist ja eigentlich nicht.
Eher mit einem Schmunzeln hat Leonie Swann ihren letzten Krimi rund um die lebenskluge Agnes Sharp, die mit ihrer kranken Hüfte kaum noch großes Interesse an romantischen Abenteuern hat, zumal sie ja heimlich mit dem Marshall verlobt ist, geschrieben. Ihre trockenen Bemerkungen ziehen sich bis zum bitteren Ende im Himmelreich, wo sich alle wiedersehen, durch die Handlung, die zum Glück niemanden sonderlich aufregt.

Wer Lust auf noch einen Agnes Sharp – Krimi hat. Hier eine Empfehlung und Besprechung:

MORD IN SUNSET HALL