Kristina Ohlsson: Die Frau im Eishaus, Ein SCHWEDENKRIMI mit AUGUST STRINDBERG, Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann, Limes Verlag, München 2024, 560 Seiten, €18,00, 978-3-8090-2776-8

„Ein schwarzer Jeep, der sich wie ein roter Faden durch dieses dreißig Jahre währende Drama zog und dessen Besitzerin die Großmutter von Malin Samuelsson war.“

Wieder ein Seiten starker Krimi mit August Strindberg, der um tausend Ecken mit seinem berühmten Namensvetter verwandt ist, aber jetzt einen gut gehenden Secondhand-Handel betreibt. Außerdem kümmert er sich auch um die Aktivitäten im Örtchen Havenäset und initiiert einen Backwettbewerb. Jeder und jede darf natürlich teilnehmen, vorausgesetzt sie oder er kann ein eigenes Rezept und den entsprechenden Kuchen vorweisen. Wird August Strindberg mit dem nervigen Gunnar, seinem Lebensretter, immer mehr zum Sidekick, so rückt seine neue Freundin, die Ermittlerin Maria Martinsson und ihre Kollege Ray-Ray eher in den Vordergrund.
Aus dem ersten Band ist allen August Strindberg – Fans das Eishaus in Erinnerung. Hier wurde Lydia Broman getötet und zerstückelt in der Eistruhe im Keller versteckt. Als Täter kam nur ihr Mann in Frage. Allerdings erhängte sich der unschuldige Mats Broman im Gefängnis. Der Stückelmord beschäftigte nicht nur die Presse, auch die neunzehn Jahre junge Iben Syrén will mehr über die Tat und den Täter wissen. Sie mietet sich unter einem fadenscheinigen Vorwand im Haus ein und alle Nachbarn fragen sich trotzdem, was die junge Frau dort eigentlich will.
Parallel zu dieser Handlung dreht sich alles um Oskar Samuelsson und seine Geheimnisse. Als trockener Alkoholiker kümmert er sich um seine sechsjährige, blinde Tochter Mathilde. Seit er jedoch nicht mehr trinkt, denkt er immer mehr über seine Eltern, die nicht mehr leben, und das Verhalten seines Onkels Espen und seiner Tante Olga nach. Diese haben versucht ihm weiszumachen, dass er als Siebenjähriger einen Menschen umgebracht hat. Gut, er war ein schwieriges Kind, aber müsste er sich nicht an diese grausige Tat und das Opfer erinnern? Seine Cousine Malin befindet sich seit Jahren in einer psychiatrischen Einrichtung. War sie Zeugin? Und warum hat sie versucht, sich das Leben zu nehmen?
Doch dann findet ausgerechnet Iben mit einem Ehepaar den toten Vilhelm Eliasson. Er hat sich offensichtlich am Badeplatz am Sprungturm aufgehängt. Allerdings hat er ein Drahtseil benutzt, was eher auf Mord hinweist. Auch Vilhelm Eliasson hat als freier Journalist mit seinen Recherchen zum Mord im Eishaus begonnen und scheint auf einen wichtigen Hinweis gestoßen zu sein, dem die Polizei vor dreißig Jahren nicht nachgegangen ist. Ein schwarzer Jeep tauchte bei beiden Morden auf, bei dem von Vilhelm und bei dem von Lydia. Und dann will auch noch Olga Samuelsson antike Messer bei August Strindberg verkaufen, die allerdings eher in ein Auktionshaus gehören.

Erzählt wird von der Sehnsucht Ibens nach ihrem Vater und dem Trauma eines erwachsenen Mannes, dem die eigene Familie ihre abstrusen Vorstellungen über Jahre eingeredet hat.
Auf mehr als 500 Seiten breitet Kristina Ohlsson nicht nur das Privatleben von August und Maria aus, sie versucht auch zwei Fälle, die zusammenhängen, einen Cold Case und einen tragischen aktuellen Fall, zu lösen. Und sie geht der weit verbreiteten Frage nach, ob sich Gewalttätigkeit in der Familie von Generation zu Generation vererbt.

Alle Besprechungen zu den Romanen von Kristina Ohlsson mit und ohne August Strindberg finden sich auf dieser Website.