Dianne Touchell: Kleiner Wahn, Aus dem Englischen von Birgit Schmitz, Königskinder Verlag, Hamburg 2015, 267 Seiten, €15,99, 978-3-551-56009-4

„Rose wiederholte es in ihrem Kopf, ein Kontrapunkt zu den Worten, die aus ihrem Mund kamen: Es ist nicht wirklich da; es ist nicht wirklich da; es ist nicht wirklich da.“

Sie haben sich ineinander verliebt, Rose und Michael. Beide gehen noch zur Schule und stehen mit ihren siebzehn Jahren kurz vor dem Abschluss. Michael ist der gutaussehende, vielversprechende Mitschüler, den Rose aus der Ferne schon immer mochte. Rose ist die begabte Schauspielerin, die mit ihrem Talent und nicht ihrem Aussehen Michael beeindruckt hat. Eher schüchtern sind die ersten Annäherungen der beiden. Liv, die langjährige Freundin von Rose, kann darüber nur lächeln, denn sie ist die sogenannte „Matratze“ der Schule und als ziemlich Schlampe verschrien. Aber Rose kümmert das nicht, noch nicht. Als Rose der Freundin von Michael und ihrem ersten Zusammensein erzählt und sogar naiv behauptet, Michael wolle sie später mal heiraten, muss Liv wieder schmunzeln. Als sie aber hört, dass beide nicht verhütet haben, wird sie ärgerlich. Und dann ist es passiert. Rose ahnt, dass sie schwanger ist und traut sich nicht, einen Schwangerschaftstest zu kaufen. Liv übernimmt den Gang in die Apotheke und beide sind vom Ergebnis des Tests schockiert. Rose ist eindeutig schwanger. Gegen Livs Rat erzählt sie Michael von seiner künftigen Vaterschaft. Er geht ohne ein Wort und lässt sie mit ihren Gewissensbissen und Sorgen allein.

Rose überlegt sich eine neue Taktik. Sie schneidet Liv und signalisiert ihr, dass sie sie nicht mehr um sich haben will. Und Rose leugnet vehement, dass sie ein Kind bekommt. Die Eltern von Rose bemerken keine Veränderungen an ihrer Tochter. Sie behauptet, sie habe einen Virus, wenn sie ständig zur Toilette muss. \r\nIn der Schule schwänzt Rose den Sportunterricht. Alle Anzeichen, Liv weiß das ganz genau, dass Rose schwanger ist, sind vorhanden. Die junge Frau versucht nun mit massivem Tablettenkonsum, Hunger und exzessivem Rauchen, einen Abbruch in Gang zu setzen. Michael ist aus seiner Deckung wieder aufgetaucht und beobachtet verzweifelt Rose‘ Taktik, den Kopf in den Sand zu stecken. Beide stehen kurz vor ihren Prüfungen, die Anspannung und der Stress, den sie empfinden, verändert beide innerlich wie äußerlich.

Alles gerät aus den Fugen, denn die religiöse Familie von Michael und besonders der strenge Vater, der alles bestimmen will, bemerken die Veränderungen des neuerdings aufmüpfigen Sohnes. Michael weiß nicht wohin mit seiner Wut und seiner Unsicherheit, wie er sich verhalten soll.
Aber dann ruft Rose Michael voller Verzweiflung an und muss mit ihm nach schrecklichen Stunden zusammen das totgeborene Baby begraben.
Längst hat die Mutter von Rose erkannt, was los ist. Als Rose mit extremem Blutverlust im Krankenhaus landet, verschanzen sich Tochter und Mutter immer weiter hinter Lügen. Doch dann wird der Babyleichnam gefunden und die Polizei steht vor der Tür.

Die australische Autorin Dianne Touchell erzählt in einer wunderbaren Sprache von der Liebe zweier junger Menschen. Seltsam unbedarft gegen Rose und Michael mit dem ersten Sex um, als gäbe es keine Informationsquellen, Freundinnen und Freunde und auch keine Eltern, die mal ein vertrauliches Wort mit ihren fast erwachsenen Kindern gewechselt hätten.

Weder Rose noch Michael vertrauen ihren Eltern ihre Sorgen an. Nur Liv kann sich bei ihrer Mutter Rat holen und sie wird es sein, die im wichtigsten Moment richtig handelt. Auch wenn Rose die Freundin aus Angst und Hilflosigkeit zurückgestoßen hat, Liv kann verzeihen und für Rose da sein.

Eine Geschichte, die dem wahren Leben sicher abgelauscht ist.