Jan Costin Wagner: Im Winter der Löwen, Eichborn Verlag, Berlin 2009, 288 Seiten, €17,95

„Es ist nur ein Bild. Ein Bild, das nicht verhüllt werden kann. Das Bild zu verhüllen mit einem weißen Tuch. Einem Tuch von undurchdringlichem Weiß. Sie weiß, dass es nicht mehr gelingen wird.“

Nach „Eismond“ (2003) und „Das Schweigen“ (2007) konzentriert sich Jan Costin Wagner wieder auf seinen melancholischen Kriminalkommisar Kimmo Joentaa. Der neue Roman führt den Leser in die stille Weihnachtszeit nach Finnland, Wagners zweite Heimat neben einem kleinen hessischen Dorf in der Nähe von Frankfurt. Spröde und düster ist der finnische Winter in Turku, und so scheint auch der einsame Joentaa wenig Hoffnung auf Veränderungen zu spüren. Doch dann tritt eine Frau, eine Prostituierte, in sein Leben und es scheint sich allein durch ihre Anwesenheit etwas zu verändern.

Nicht nur der Krimiplot bewegt den Autor, auch das Seelenleben seiner sehr glaubwürdigen Hauptfigur spielt eine nicht ganz unwesentliche Rolle beim Fall, der unweigerlich den Handlungsverlauf bestimmt. Ein Gerichtsmediziner wird ermordet und ein Puppenbauer. Beide Opfer waren zu Gast beim Talkmaster Kai-Petteri Hämäläinen, auf den ein Anschlag verübt wurde. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen diesen drei Männern? Was wurde im Gespräch offenbart, das jemanden so erregt hat, dass er diese drei unbescholtenen Männer töten will und es auch schafft. Die Ursache liegt 15 Jahre zurück und es gehören schon einige Erfahrungen im Ermitteln und ein eigener tiefer Schmerz dazu, um Joentaa auf diese Spur zu führen. Am Ende jedoch erschließt sich der Hass und die Traurigkeit, die zu Taten führen kann, ohne die ein Krimi nun mal nicht auskommt. Trotz schwerer Verletzung wird der Talkmaster Hämäläinen sich seinen traditionellen Jahresrückblick im Fernsehen nicht nehmen lassen. Perfektion, Professionalität oder die Angst vergessen zu werden bewegen das dritte Opfer zu diesem Wagnis.

Jan Costin Wagner beobachtet Menschen in Ausnahmesituationen und in gewisser Weise ist auch die Mordfolge durch ein nicht alltägliches Ereignis ausgelöst worden.

Spannend und durchaus schlüssig konstruiert ist dieser Kriminalfall, der neugierig auf neue Kimmo-Joentaa-Romane macht.