Buch: Wieland Freund: Ich, Toft und der Geisterhund von Sandkas, Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 2014, 182 Seiten, €12,95, 978-3-407-82055-6
Hörbuch: Wieland Freund: Ich, Toft und der Geisterhund von Sandkas, Hörcompany, Hamburg 2014, gelesen von Mechthild Großmann, 2 CD, 145Min., €14,95, 978-3-942587-75-4
„Schließlich war die Lage verzweifelter denn je: Den Geisterhund gab es noch immer – nur gab es ( außer mir ) nun niemanden mehr, der ihm das Handwerk legen wollte.“
In diesem Sommer in Sandkas läuft nicht alles wie gewohnt. Disse spürt, das irgendetwas geschehen ist, das ihren gemütlichen Tagesablauf stören könnte. Disse ist die Katze vom alten Johan und die Erzählerin dieser turbulenten Geschichte. Am liebsten liegt sie auf dem Briefkasten und schaut auf die anderen etwas überheblich herab. Ja, sie verachtet den kleinen Hund Toft, der als „Eiferer“ für sein Herrchen immer alles richtig machen möchte. Toft glaubt, das Disse seine Freundin ist, aber darüber muss die Katze nur müde lächeln. Der alte Johan jedenfalls ist Parkplatzbesitzer und hofft auf das Geschäft mit den Touristen in der Urlaubszeit.
Disse ist besorgt und am liebsten flucht sie. „Himmelherrgott“ ist eines ihrer Lieblingsworte, denn sie ist ja wirklich nur von Idioten umgeben. Zum einen ist da Toft, der Minihund und sein simples Gemüt, zum anderen Bro, der Polizeihund, der sich für Superhund hält. Und dann soll da ein Geisterhund auf Storeborg sein Unwesen treiben. Außerdem hat dieser ominöse Hund bereits Touristen gebissen.
Wenn keine Urlauber an den Strand kommen, dann sieht es für den alten Johan nicht gut aus und für Disse und Tofts Futterversorgung auch nicht.
Die Katze ahnt, sie muss die Ermittlungen aufnehmen, um diesem Geisterhund, den es doch eigentlich gar nicht geben kann, das Handwerk zu legen. Sie braucht Hilfe, und die kann sie weder von Toft, noch von Bro erbitten. Es gibt nur einen Hund, der ihnen zur Seite stehen kann und das ist Esben Anker, der ehemalige Polizeihund.
Aber irgendwie ist der große Hund doch in die Jahre gekommen und fühlt sich nicht mehr zuständig. Disse jedoch trickst ihn aus und erklärt, dass sein Nachfolger den Tieren nicht helfen will. Jetzt hat Esben Anker angebissen.
„Tja, Hunde sind schrecklich berechenbar. Gib ihnen das Gefühl, dass du sie brauchst, und sie sind zu fast allem bereit.“
Gemeinsam versuchen Disse, Toft, Esben Anker und die Schafe nun hinter das Geheimnis des Geisterhundes zu gelangen. Auch wenn es Rückschläge gibt und Esben Anker, eine Frechheit, sogar von der Polizei als Streuner verhaftet wird, durchschauen die Tiere Stück für Stück und trotz Seenebel die Machenschaften auf Storeborg.
Aber dann geht auch noch der kleine Toft verloren, und Disse beginnt sich Sorgen zu machen. Sollte da doch ein mitfühlendes Herz in ihrer Brust schlagen? Oder ist all der Hochmut nur Fassade?
Auf jeden Fall wachsen alle Tiere über sich hinaus und lösen den Fall.
Wieland Freund hat eine lockerleichte, witzige Sommergeschichte für alle geschrieben, die Tiere lieben. Hund und Katze sind sich nicht Spinnefeind, sondern wollen gemeinsam ihrem alten Herrchen helfen. Immerhin hat Disse keine Lust wieder am Hungertuch zu nagen, denn so gut wie beim alten Johan ging es ihr schon lange nicht. Auch wenn Toft ihr auf die Nerven geht, ein Hund ist nun mal ein Hund. Herrlich ironisch fängt der Berliner Autor die stereotypen Eigenschaften der Tiere ein und spielt mit den Klischees. Da ist der eifrige Hund, der vor lauter Naivität und Gutgläubigkeit gar nicht mitbekommt, wie die sich überlegen fühlende Katze ihn betrachtet. Den alten Polizeihund kann mit seinen Lebenserfahrungen nichts aus der Ruhe bringen und einmal gut nachgedacht, ist auch schon eine logische Erklärung in Sicht.
Die Schauspielerin Mechthild Großmann, bekannt als leicht angesäuerte und Kette rauchende Staatsanwältin im „Tatort Münster“, legt all ihren gespielten Katzenhochmut in ihre wunderbar kratzig-rauchige Stimme. Sie ist launisch, aber auch besorgt und sie verstellt sich, um nur ja nicht zugeben zu müssen, dass sie den kleinen Toft irgendwie braucht und vielleicht doch irgendwie mag. Das ist großartig erzählt und verhilft dem ohnehin schon starken, gewitzten Text von Wieland Freund zu noch stärkerer Wirkung.
Für jede Autofahrt gen Norden und in alle anderen Himmelsrichtungen zu empfehlen – für Kinder ab 7 Jahren!
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