Helen Fielding: Bridget Jones, Verrückt nach ihm, Aus dem Englischen von Marcus Ingendaay. Goldmann Verlag, München 2025, 512 Seiten, €12,00, 978-3-442-49652-5
„Was sollte das heißen, echtes Gesicht? Nur weil ich es wagte, nicht als Botox-Zombie herumzulaufen? Oder sollte Talitha am Ende doch recht haben, und ich würde noch an Einsamkeit zugrunde gehen, weil mein Gesicht aussieht wie eine alte Vintage – Ledertasche.“
Wer nur die Bridget Jones – Filme kennt und sich nun endlich mal ein Tagebuch zu Gemüte ziehen will, wird sich etwas wundern. Denn die Totgesagten sind wieder lebendig. So taucht in diesem Band der ziemlich fiese Daniel Cleaver wieder auf und er ist sogar auch noch Patenonkel der Kinder von Mark und Bridget, Billy und Mabel. Der heilige Mark allerdings ist vor fünf Jahren bei einem Einsatz im Sudan gestorben. Und nun sitzt Bridget, die gnadenlos auf die fünfzig zugeht, 2012 finanziell abgesichert, aber allein in ihrem schönen Haus in London und verbringt die Tage in Trübsinn. Sie hat Personal, das ihr die Arbeit mit den Kindern abnimmt und natürlich ihre Mutter, die nach dem Tod ihres Mannes allerdings mit Tante Una in ein luxuriöses Seniorenheim ( die Britten haben Geld ohne Ende ) gezogen ist und hier nochmal so richtig auflebt. Aber auch die Freunde und Daniel springen gern ein, um die Kinder abends zu hüten und Tom, Jude und Talitha versuchen, Bridget mit den neuen sozialen Medien und all den Möglichkeiten, Männer kennenzulernen, aufzumuntern. Wie immer, und das bleibt der Running Gag in den Bücher, egal wie alt Bridget ist, sie macht sich gnadenlos zum Affen. Und sie schreibt ein Drehbuch, dass sich an die literarische Vorlage von Henrib Ibsens Erfolgsstück „Hedda Gabler“ anlehnt. Allerdings glaubt Bridget, aus welchen Gründen auch immer, die literarische Vorlage stamme von Anton Tschechow. Und es findet sich sogar eine Produktionsfirma, die den Stoff verfilmen will.
Zeitlich versetzt berichtet Helen Fielding in den Tagebüchern ihrer Hauptfigur von Bridgets Leben vor der Entscheidung der Produktionsfirma und knüpft dann chronologisch an die gegenwärtigen Geschehnisse an.
Witzig in diesem Fall ist, wie die Arbeit mit Bridget als Autorin verläuft, die ja selbst nie auf tiefgründige Inhalte Wert legt, sondern ebenfalls eher an der Oberfläche dahin schippert. Schnell findet sie heraus, wie sie Twitter mit Infos füttern muss und schnell hat sie so auch einen Toyboy an der Angel, der gut zwanzig Jahre jünger ist als sie.
Dass sie Roxby McDuff, ihrem jungen Geliebten mitteilen muss, dass ihre Kinder Läuse haben und er wahrscheinlich auch, gehört noch zu den weniger peinlichen Momenten in Bridgets Leben. Als er etwas unbedarft das Thema Zeitmaschine in den Raum stellt, ahnt Bridget bereits, was demnächst kommen wird. Aber da ist ja noch der hinreißende, etwas dominante Lehrer von Billy, mit dem sich Bridget zu gern auseinandersetzt. Ist er wirklich verheiratet? Oder hütet er noch weitere Geheimnisse?
Wie immer liest sich Bridgets Tagebuch, voller Listen mit guten Vorsätzen, statistischen wie persönlichen Daten und seltsam verkürzten Statements, unterhaltsam und witzig. Sie hat wiedermal abgenommen, was viele Fans sicher nicht so toll finden, denn auch äußerlich war ja immer klar, dass diese Hauptfigur einfach nicht vollkommen ist. Auch wenn Bridget sich total neu einkleidet, scheint sie immer nur ein blaues Seidenkleid zu öffentlichen Anlässen zu tragen und sie twittert und simst in allen Situationen, sogar bei Teamsitzungen, die sich mit ihrem Drehbuch beschäftigen.
Sich nie politisch korrekt verhalten, das bleibt Helen Fieldings Devise und das ist auch gut so.