Hannes Köhler: Zehn Bilder einer Liebe, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2025, 224 Seiten, €24.00, 9783627003265

„Das Absurde war, dass sie sich für den selbstsicheren David vermutlich der ganzen Befruchtungsprozedur unterzogen hätte, für den ängstlichen aber nicht dazu bereit war. Vermutlich sagte das nichts Gutes über ihr Männerbild aus beziehungsweise über ihre Art von Männern, zu denen sie sich für gewöhnlich hingezogen fühlte.“

David Hausfeld und Luisa Schindejahn sind ein Paar. Sie leben gemeinsam mit Luisas elfjähriger Tochter Ronja am Gleisdreieckpark in Berlin. Von der Pandemie, auch finanziell gebeutelt, kommen die beiden, sie ist selbstständige Köchin und er repariert mit Freunden zusammen Boote, langsam wieder auf die Füße.
Zeitlich versetzt und jeweils aus den Perspektiven von David und Luisa erzählt Hannes Köhler nun in zehn Szenen vom Alltag der drei und dem innigsten Wunsch Davids, ein Kind mit Luisa zu bekommen. Luisa weiß, wie hart es ist, gerade wenn man in der Gastronomie arbeitet, sich um ein Kind zu kümmern. Ohne die Hilfe ihre Mutter hätte sie ihren Job verloren. Auf den Kindsvater Holger, der als Anwalt tätig ist, konnte sich Luisa trotz aller Beteuerungen nie verlassen. Ronja ist ein lebendiges Mädchen voller Ideen und für David wie eine Tochter. Und doch erhofft er sich mit Luisa eine noch engere Verbindung durch ein gemeinsames Kind. Allerdings will es einfach nicht klappen und das Liebespaar durchschreitet alle Tiefen der künstlichen Befruchtung, die ihre Beziehung beinahe zerstört hätte.
In Rückblicken schauen David und Luisa auf ihre gemeinsame Zeit. Hatten sich beide doch bereits vor sieben Jahren auf der Insel Milos kennengelernt, da war David neunzehn Jahre alt und Luisa dreißig. Luisa hatte gerade von ihrer Schwangerschaft erfahren und nach einer Auseinandersetzung mit Holger Zeit für sich gebraucht. In einem anderen Zeitsprung zum Beispiel dreht sich alles um Davids konfliktreichen Einzug bei Luisa und Ronja. Ein weiteres Kapitel thematisiert den schweren Abschied Davids von seinen Eltern, die in einem Griechenlandurlaub tödlich verunglückt sind. In dieser Phase des tiefen Schmerzes festigt sich durch Anteilnahme, aber auch Vertrauen die Liebesbeziehung zwischen dem Paar.
Interessant an der Figurenkonstellation ist auch, dass David aus Hamburg stammt und Luisa von ihrer sehr DDR – treuen Mutter in Ostberlin großgezogen wurde. Doch die Herkunft beider scheint kaum Einfluss auf ihr Zusammenleben zu haben.
Hannes Köhler hat es geschafft, literarisch überzeugend und einfühlsam von einer Liebesbeziehung zu schreiben. Seine Figuren sind authentisch und sie stellen sich den Konflikten des Alltags mit allen Konsequenzen, ohne sich dabei zu verlieren.