Susin Nielsen: Glücklich für Anfänger, Aus dem Englischen von Claudia Max, cbt, Random House Verlage, München 2015, 288 Seiten, €14,99, 978-3-570-16359-7
Mit dieser Aussage hat die 14-jährige Ashley sicher recht, denn nichts ist schwieriger als die ständigen Launen und Gemütsschwankungen einer Pubertierenden zu ertragen. Aber Ashley muss sich nicht nur mit ihrem sozialen Status in der Schule herumschlagen, sondern auch noch ertragen, dass ihr Vater entdeckt hat, dass er schwul ist. Nach der Trennung der Eltern hat sich Ashleys bekannte Mutter aus den Fernsehnachrichten in ihren Produzenten verliebt. Und sie hat ihn und seinen Sohn gebeten, zu ihnen zu ziehen. Eine Katastrophe, denn Stewart, so Ashleys Meinung, ist ein „Liliputaner-Eierkopf-Oberfreak“ und sein Vater ist auch nicht besser.
Erzählt wird diese turbulente Patchworkfamiliengeschichte aus den Perspektiven von Ashley und Stewart. Stewart sieht den Umzug auf ganz andere Weise. Er hat sich schon immer eine Schwester gewünscht und er möchte, dass sein Vater nicht mehr mehr so traurig ist. Vor zwei Jahren ist Stewarts Mutter gestorben und der Junge hat Angst, er könnte sie vergessen. Stewart, ein hochbegabter, allerdings sozial eher unbegabter Junge, ist offen für alle Veränderungen und mit guten Vorsätzen ins neue Haus gezogen. Er hat sogar beschlossen seine kleine, feine Privatschule zu verlassen, um sich in die wahre Welt von Ashleys Highschool zu begeben.
Sicher konnte Stewart nicht ahnen, dass die eingebildete, oberflächliche und nicht gerade clevere Ashley ihm das Leben in der Schule und im neuen Zuhause besonders schwer machen wird. Zumal Stewart aufgrund seine Superleistungen in den Jahrgang von Ashley wechselt und sie nur noch schreien kann vor Wut.
Ashley hat sich in den gutaussehenden, reichen Jared verliebt, der allerdings von seiner letzten Schule geflogen ist. Jared ärgert besonders den armen Stewart, der sich nach dem Sportunterricht zum Duschen auf keinen Fall ausziehen will. Als Jared mitbekommt, dass Stewart bei Ashley wohnt, dreht sich das Blatt.
Allerdings erkennt Stewart ziemlich schnell den miesen Charakter des Jungen.
Nach und nach kommen sich Ashley und Stewart ein bisschen näher, auch wenn Stewart immer wieder über Ashleys Wortfindungsprobleme lachen muss. Und er kann nicht verstehen, dass das Mädchen so gar nichts mehr mit ihrem Vater, der gleich nebenan wohnt, zu tun haben möchte. „Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob sie an einer Persönlichkeitsstörung leidet, die behandelt werden sollte. Das habe ich meinem Vater sogar mal unter vier Augen vorgeschlagen, aber er hat bloß den Kopf geschüttelt und gemeint: ‚ Ich bin ziemlich sicher, das ist einfach nur Ashley.’“
Stewart jedenfalls sucht sich treu seinen Vorsätzen einen Schülerclub und er findet sogar Freunde in der neuen Schule. Als Ashleys Mutter und Stewarts Vater dann über Silvester verreisen und Ashley Jared und ein paar Freunde zu einer Party einlädt, läuft alles aber auch alles schief.
Und hätte Stewart nicht so mutig die total betrunkene Ashley gegen Jared verteidigt, wer weiß, was geschehen wäre.
Unterhaltsam und ziemlich voraussehbar ist diese locker leicht erzählte Geschichte von Susin Nielsen, die in Vancouver angesiedelt ist und mit den üblichen Klischees der Schönen und Reichen spielt. Hier der hochbegabte Sonderling, der mit seinem ebenfalls hochbegabten Kumpel ein Elektrorad baut und dort die dumme Tussy, die sich eher für Schminke und Facebook interessiert. Die Eltern beider Kinder kümmern sich kaum um ein paar Schnittstellen zwischen den neuen Geschwistern und so müssen die beiden selbst irgendwie miteinander klarkommen.
Natürlich leidet man mit dem armen Stewart, der wie ein Vögelchen, das aus dem Nest gefallen ist, wirkt. Wie er die missliche Lage meistert und seiner Fast-Schwester, die sich eigentlich nur durch materielle Dinge kapern lässt, die Augen öffnet, ist schon lesenswert und witzig dazu.
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