Kristina Ohlsson: Glaskinder, Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann, cbt Verlag, München 2014, 222 Seiten, €12,99, 978-3-570-16280-4
„Über dem Strich, den sie selbst in den Staub gemalt hatte, hatte jemand einen Abdruck mit seiner sehr kleinen Hand gemacht. Als wäre, während sie schwimmen waren, ein Kind ins Haus gekommen, hätte seine Hand in den Staub gelegt und sei dann wieder gegangen.“
Seit dem Tod ihres Vaters ist die 12-jährige Billie leicht durch den Wind und nun entscheidet Billies Mutter auch noch, dass sie umziehen werden. Das einst blau angestrichene und sehr alte Holzhaus ist in einem ziemlich schlechten Zustand, aber Billies Mutter wurde in Ahus geboren und möchte nun wieder hier leben. Zum Glück muss Billie ihre Schule nicht wechseln. Seltsam ist, dass die Vormieter nicht lang in dem Haus gewohnt haben und scheinbar von einer Sekunde zur nächsten fast wie bei einer Flucht das Haus verlassen haben. Die Möbel stehen alle noch an ihrem alten Platz und im Kinderzimmer liegt eine angefangene Zeichnung. Billie fühlt sich unwohl in dem kalten Haus mit den schmutzigen Fenstern. Als sich dann auch noch eine Deckenlampe hin- und herbewegt, obwohl kein Durchzug herrscht, wird es für Billie langsam unheimlich. Billies Mutter wertet die Geschichten ihrer Tochter als Abwehrhaltung gegen die neue Umgebung. Dabei liegt gleich in der Nähe des Hauses das Meer und eigentlich sollte der neue Wohnort doch auch irgendwie ein Neuanfang werden.
Doch dann häufen sich die unheimlichen Dinge, die im Haus geschehen. Als Simona, eine Freundin, bei Billie übernachtet hören beide Mädchen seltsame Klopfzeichen, auf einem Comic erscheinen die Worte „Verschwinde!“ und immer wieder schaukelt die Lampe verdächtig. Billies Mutter beschuldigt ihre Tochter, sie würde alles selbst inszenieren, denn ihr Elternhaus ist immer noch nicht verkauft und eine Rückkehr wäre noch möglich.
Mit Aladdin, dem türkischen Jungen, lernt Billie den Ort kennen und sie begibt sich auf Spurensuche in die Vergangenheit. Wer hat früher in dem 100 Jahre alten Haus gewohnt? Einst diente das Haus als Heim für Kinder mit der Glasknochenkrankheit. Ein Unfall führte zum Tod von fünf Kindern und die Erzieherin Majke, die sich dafür verantwortlich gefühlt hat, hat sich im Haus nach ihrem Freispruch erhängt.
Doch kann es sein, dass diese Glaskinder und Majke nun als Geister in dem Haus ihr Unwesen treiben. Vielen Bewohnern in dem Haus sind Unfälle passiert, einmal ist es sogar abgebrannt. Aber heißt das wirklich, dass böse Kräfte spuken?
„Warum sollten die Kinder gemein geworden sein, nachdem sie gestorben waren? Warum sollten sie plötzlich Menschen krank und unglücklich machen wollen, nur um das Haus für sich allein zu haben?“
Billie, Aladdin und Simona geben keine Ruhe bis sie herausfinden, was wirklich in dem Haus vor sich geht.
Unterhaltsam liest sich dieser Thriller, der vergangenes Leid mit gegenwärtigem Grusel verbindet. Kristina Ohlsson konzentriert sich genretreu auf die äußere Handlung, vernachlässigt dadurch allerdings die Charakterisierung ihrer agierenden kindlichen Figuren, die einfach zu eindimensional gezeichnet sind und hier liegt ein Schwachpunkt in der durchaus spannenden Geschichte mit Gänsehautgarantie.
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