Gina LaManna: Drei Freundinnen – Keine sagt die Wahrheit, TB, Aus dem Englischen von Sabine Thiele, Penguin Verlag, 432 Seiten, €12,00, 978-3-328-11008-8
„Penny hatte es nie darauf angelegt, eine Ehe zu zerstören, und das war ihr jetzt in ihrer Beziehung zuwider. Sie stahl grundsätzlich nur Dinge, die man nicht vermissen würde. Keine Ehemänner.“
Erschien 2021 ebenfalls bei Penguin „Vier Frauen, Jedes.Wort. Eine.Lüge “, so widmet sich Gina LaMannas neues Werk ebenfalls wieder Frauen. Ob sie nun wirklich Freundinnen sind, darf man bezweifeln.
Eliza Tate und Anne Wilkes, muss gesagt werden, sind Freundinnen, sie kennen sich seit dem College. Doch Penny Sands, die neu nach Los Angeles gekommen ist, kann man nicht als innige Freundin bezeichnen. Sie kümmert sich zwar als Babysitterin um Annes vier Kinder, aber so richtig gut befreundet ist sie vielleicht mit Anne, aber nicht mit Eliza. Immerhin hat Penny eine Affäre mit Elizas Ehemann Roman und dann wird sie auch noch schwanger.
Alles beginnt mit einem Komplott von vier Frauen, die sich bei sehr viel Wein über die Möglichkeit unterhalten, wie man einen untreuen wie unerwünschten Ehemann beseitigen kann. Die vierte Frau ist Marguerite Hill, die mit Selbsthilferatgebern viel Geld verdient. Als Eliza als PR-Frau entlassen wird, gründet sie ihre eigene Agentur, allerdings mit dem Geld ihrer Schwiegereltern, wovon ihr gut aussehender Ehemann Roman nichts wusste. Marguerite Hill ist ihre erste Klientin und mit dem zweiten Roman, der garantiert wieder ein Bestseller wird, kann Eliza, so hofft sie, das geborgte Geld zurückzahlen. Roman arbeitet als Schauspiellehrer, was seine Eltern kaum ernst nehmen. Eliza dagegen hat Biss und verdient das Geld, mit dem auch Roman sein gutgehendes Leben finanziert. Sie stammt aus Peking, und kurz bevor sie die USA hätte verlassen müssen, hat Roman sie geheiratet. War das Berechnung oder doch Liebe?
Aus der Rückblende erzählt Gina LaManna nun die Geschichte dieser Frauen. Über eine lange Strecke wissen die Lesenden nicht, wer das männliche Mordopfer ist. Polizeiliche Vernehmungen unterbrechen den chronologischen Erzählfluss, der gut acht Monate vor dem Mord beginnt. Alle Frauen sind verdächtig, denn jede hat zu dem Mordopfer mehr als nur oberflächlichen Kontakt.
Auffällig ist, dass alle Frauen etwas zu verheimlichen haben, jede hat mit ihren eigenen Lügen zu kämpfen. Zwar wird unter Freundinnen viel geredet, aber ehrlich ist niemand.
So beobachtet Anne ihren Ehemann Mark, der als erfahrener Polizist arbeitet, und stellt fest, dass er offenbar eine Affäre mit einer sehr jungen Frau unterhält. Eliza hat sich so sehr angewöhnt, in bestimmten Situationen angepasst genau das Richtige zu sagen, dass sie einfach nicht mehr weiß, wer sie selbst eigentlich ist. Alles ist bei ihr Fassade, vielleicht sogar auch ihre Ehe. Penny hat sich in Roman, ihren Lehrer verliebt, hat sich aber auch auf Ryan, einen Mitschüler, eingelassen, vielleicht auch aus Einsamkeit in der fremden Stadt. Ihre Träume von der großen Karriere, fernab von Iowa, woher sie eigentlich stammt, sollen unbedingt wahr werden. Doch Penny, sie nimmt es nicht so genau mit dem Eigentum anderer Menschen, hat Geldsorgen, und so nimmt sie durch Romans Vermittlung, den Babysitter-Job bei Anne an. Sie ahnt nicht, dass der gute Roman den Privatdetektiv von Anne bestochen hat und nun hinter Marks Verhältnis zu dieser jungen Frau, aber auch einem anderen Geheimnis gelangt ist. Roman hat nichts besseres zu tun, als Anne zu erpressen. Doch woher nimmt eine Mutter mit vier Kindern, die einen Hauskredit mit ihrem Mann, der nicht gerade wie Krösus verdient, abzahlen muss, das Geld?
Immer verwirrender werden die unterschiedlichen Handlungsstränge, die die Lebensverhältnisse und Alltagsprobleme der Frauen beschreiben und sich langsam auf die Geschehnisse rund um das Mordopfer zubewegen. Dass die Frauen alle im sonnigen L.A. nicht glücklich sind, bleibt kein Geheimnis. Was sie jedoch vom Tod eines bestimmten Mannes haben, verstehen die Lesenden sofort. Auf der Tatwaffe jedenfalls sind nicht nur die Fingerabdrücke einer Freundin, und jede könnte jede verdächtigen.
Spannend geschrieben, auch wenn immer klarer wird, wie wenig sich die Freundinnen und auch die Ehepaare wirklich vertrauen. Warum wird in dieser amerikanischen Gesellschaft nie offen geredet?
Was sagt das, über die Menschen aus?