Gerhard Hentschel: Mord auf Hohenhaus, Ein Schlosshotel – Kriminalroman, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2025, 192 Seiten, €18,00, 978-3-455-01863-9
„Das Feuer im Kamin gab keine Meinung dazu ab. Es prasselte still vor sich hin.“
Eine illustre Gruppe von Menschen, die zum einen Bob Dylans Werk, aber auch die Literatur von Arno Schmidt lieben, versammeln sich im Schlosshotel Hohenhaus bei Eisenach in Thüringen. Verschiedene Veranstaltungen werden angeboten, zu denen sich auch der Berliner Rechtsanwalt Michael Ritz einfindet. Doch dann klebt eine Leiche mit der Nase an der eigens für Bob Dylan geschaffenen Statue. Das Opfer heißt Tom Roglowski, Professor der Germanistik. Doch wer sind die Täter? Klimakleber? Doch aus welchem Motiv? Michael Ritz, der nicht nur ein ausgesprochener Feinschmecker ist, sondern auch noch Käferkundler und Pilzkenner interessiert sich für den Fall. Zu den abendlichen Gesprächen vor dem Hotelkamin findet sich auch ein schwedisches, älteres Paar ein, Kalle und Eva-Lotta Blomkvist ( Sofort denkt man an Astrid Lindgren. ), Jane Penhaligon, Detective Sergeant in Manchester nebst Hund und Glenn Kirschner, der nur Englisch spricht. Zu gern fachsimpeln alle über ihre Lieblingsthemen, z.B. Dylans Lyrik und seine Religiosität oder Arno Schmidts Werk und seine Wirkungsgeschichte. Und dann ist ein zweiter Toter zu beklagen. Kurt Bollmeyer, ein Dylanologe, erlag einer Pilzvergiftung.
Sonderbar sind die Auftritte eines tollpatschigen Mannes, der angeblich Freiherr Ritter von Natterbeck heißt und eine Vorliebe für Uniformen und diverse Orden hat und eine ominöse Schönheit aus Frankreich, die als Spargelkönigin reüssierte: Séraphine Vinache. Und dann ist da auch noch ein Boulevard – Journalist, Eddy Gürzenich, der berufsbedingt keine Scham kennt.
Und noch eine abgedrehte Wendung spukt durch diesen eigenartigen Krimi, der offenbar auf sehr intellektuelle wie witzige Weise das Genre parodieren möchte. In Mitteldeutschland kommt es zu einer Hexenjagd und beinahe Verbrennung. Das Opfer heißt Melanie Mühlhagen und sie wurde von falschen Polizisten aus dem Haus entführt.
Diverse Schriften über Hexen und ihre Verfolgung gelangen in die Hände von Michael Ritz.
Die Polizisten halten sich bei allem höflich im Hintergrund oder rührt keinen Finger, auch wenn Beweismaterial geradezu ins Auge springt oder Zeugen sie überrennen.
Um allem noch die Krone aufzusetzen, steuert die undurchsichtige Handlung auf ein Kapitalverbrechen hin, welches die Polizei natürlich kaum in Erregung versetzt. Angeblich soll die Wartburg, das Heiligtum der deutschen Nation, mit einer Bombe in die Luft versprengt werden. Ritz und seine Freunde, die gern am Kamin ein gutes Gläschen gemeinsam trinken, müssen nun allein in Aktion treten, um das Schlimmste, einschließlich Hexenverbrennung zu verhindern.
Überdrehte, unterhaltsame Parodie mit diversen Zitaten, Bildmaterialien so wie Auszügen aus literarischen Werken auf das Genre Kriminalroman mit seinen originellen oder weniger originellen Figuren und deren einzigartigen Macken.