Francis Duncan: Ein Mord zu Weihnachten, Aus dem Englischen von Barbara Först, Dumont Verlag, Köln 2017, 335 Seiten, €15,00, 978-3-83219864-0
„Doch als er wieder allein war, ertappte sich Mordecai Tremaine dabei, erneut darüber nachzudenken, was sich unter der Oberfläche von Benedict Grames Fröhlichkeit verbarg. Und er kam zu dem Ergebnis, dass der äußere Anschein trog.“
Der ehemalige Tabakhändler und jetzige Hobbykriminologe Mordecai Tremaine wurde überraschend auf Einladung des Vertrauen und Privatsekretärs von Benedict Grame Nicolas Blaise zum Weihnachtsfest auf Sherboome House eingeladen. Blaise macht sich Sorgen um den Hausherrn Benedict Grame und vermutet, dass etwas geschehen könnte. Mordecai Tremaine lebt ohne eigene Familie und ist ziemlich neugierig, denn Grames Weihnachtsfeste sind berühmt.
Zu gern spielt Grame selbst den Weihnachtsmann und beschenkt seine illustren Gäste großzügig. Außerdem freut sich Mordecai Tremaine auf die Besichtigung des geschichtsträchtigen Gemäuers. Kaum angekommen spürt Francis Duncans Hauptfigur, aus deren Sicht auch erzählt wird, dass wirklich eine seltsame Atmosphäre herrscht. Als guter Beobachter mischt sich Mordecai Tremaine unter die Gäste und erfährt so einiges. Da sind Denys Arden und Roger Wynton, ein verliebtes, sympathisches Paar, dass jedoch Probleme hat, denn der Vormund von Denys Arden, Jeremy Rainer, kann ihren Freund nicht ausstehen. Allerdings kam es zu diesem Sinneswandel ohne wirkliche Gründe.
Eigentlich wollte Rainer mit dem Schiff in die USA reisen, aber Grame hat ihn zum Fest gebeten. Ein bekannter Politiker reist an, ein Professor, der so gar kein Vergnügen am Weihnachtsfest entwickeln kann, auch die unverheiratete Charlotte Grame, die Schwester von Benedict ist anwesend und die attraktive Lucia Tristam. Wunderbar eingeschneit ist das Anwesen und alle versammeln sich am Heiligabend um einen Tisch und doch kommt keine besinnliche Stimmung auf. Der Geist der Weihnacht scheint niemanden, außer den Hausherrn zu beseelen.
Francis Duncan schrieb seinen Roman im Jahr 1949 und somit arbeitet die Polizei zwar mit Fingerabdrücken, Befragungen und Hintergrundinformationen, aber gerade an den Feiertagen unter erschwerten Bedingungen. Denn eins ist ja klar, ein Mord wird geschehen. Das Opfer ist Jeremy Rainer, der im Weihnachtskostüm tot vor dem Weihnachtsbaum liegt. Er wurde erschossen und seltsamerweise sind alle Geschenke, die am Baum hingen, ebenfalls fort. Inspector Cannock nimmt die Ermittlungen auf und bittet Mordecai Tremaine als inoffiziellen Beobachter vor Ort um seine Hilfe.
Viele Fragen stellen sich der Polizei und dem Amateurdetektiv. Warum hat Charlotte Grame so entsetzlich geschrien, als sie die Leiche gefunden hat? Und warum war sie mitten in der Nacht komplett angezogen, wenn sie angeblich aus ihrem Zimmer kam? Wieso taucht plötzlich der Freund von Denys auf, wo er doch eigentlich nicht eingeladen war? Wer hat die Geschenke vom Baum genommen? Die Pistole wurde im Zimmer des Toten mit seinen Fingerabdrücken gefunden. Allerdings konnte er sich ja nicht erschießen und danach die Waffe unter sein Kopfkissen legen.
Komisch ist auch, dass plötzlich drei Weihnachtsmannkostüme entdeckt werden und von den 14 Sternensängern nur 13 wirklich das Anwesen verließen. Und dann ist auch noch ein Diamantenkollier verschwunden. Hatte doch der Hausherr behauptet, er sei auf seinem Zimmer gewesen, wo auch das Kollier deponiert war.
Alles sehr dubios. Aber Mordecai Tremaine wird sich nach und nach ein Bild von den Geschehnissen in der Nacht und den einzelnen Gästen und das Personal machen. Letztendlich entlarvt er den cleveren Täter und kann alles auch stichhaltig beweisen.
Ein wunderbar altmodischer Who-dun-it-Krimi mit typisch englischem Flair und auch etwas Weihnachtsatmosphäre erwartet den Leser, der auf jeden Fall sehr gut unterhalten wird.
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