Brenda A. Ferber: Ein kleines Stück Himmel, Aus dem Englischen von Elisa Marie Dettlof, Bloomsbury Verlag, Berlin 2011, 169 Seiten, €12,90, 978-3-872-05233-9

„Es war verrückt, aber ich hatte das Gefühl, als ob Mom bei mir in der Küche war. Nein, nicht nur in der Küche, sie war in mir und half mir bei jedem Schritt.“\n

Wenn man dieses Buch aus der Hand legt, dann begutachtet man seinen Toaster und andere elektrische Kleingeräte und zieht den Stecker aus der Wand, denn der Kurzschluss in einem elektrischen Gerät ist der Auslöser für diese tragische Geschichte.

Die 11-jährige Cara verliert beim Hausbrand ihre Mutter Julia und die jüngere Schwester Janie. Das Mädchen war genau an diesem Morgen noch bei ihrer Freundin Marlee als das Unglück geschah. Cara versteht die Welt nicht mehr und sie gibt ihrem Gott die Schuld, der das geschehen ließ. Nach jüdischer Tradition nimmt die Familie Abschied von den beiden Menschen, die ihnen so wichtig waren. Caras Vater verschließt sich und versucht möglichst schnell zur Tagesordnung überzugehen. Cara findet Trost bei ihrer Freundin Marlee.
Bevor Caras Mutter verstarb hatte sie ein kleines Geschäft aufgezogen, sie backte alle möglichen Kekse zu Festlichkeiten. Cara hatte ihr immer gern geholfen. Fast alles ist bei diesem Brand zerstört worden, doch die Rezepte und auch einige Fotos sind erhalten geblieben. Auch wenn Cara sich beschworen hat, nichts Süßes mehr zu essen, beginnt sie in ihrer Einsamkeit Kekse zu backen. Marlee, ihre beste Freundin, wendet sich langsam von ihr ab und auch ihr Vater kann sich nicht durchringen, endlich mit Cara über das Feuer zu reden. Sind es seine Schuldgefühle? Trauert er darum, dass Janie, der er viel näher war als Cara, gestorben ist? Warum konnte er das Haus verlassen und Janie ist tot? Caras Vater will vergessen und kann es doch nicht.
Als Cara anfängt den Teig für die Kekse fertig zu machen, und sich sogar als ihre Mutter, als ein Auftrag per Telefon eingeht, ausgibt, erwacht in ihr wieder der alte Lebenswille.
Noch nie wurde im Kinderbuch so viel gestorben, wie in letzter Zeit. Der Tod scheint allgegenwärtig und ist es im realen Leben doch gar nicht so oft. Es sind nicht mehr die Großmütter oder Großväter, sondern Geschwister, Mütter, Väter, Freunde, die den Tod viel zu früh erleiden.
Die amerikanische Autorin Brenda A. Ferber findet für ihre Geschichte genau den richtigen Erzählton, um vom Verlust Caras ohne übertriebene Sentimentalität zu erzählen. Igelt sich Caras Vater in seine Trauer völlig ein, so sucht das Mädchen trotz vieler Ablehnungen immer wieder das Gespräch und eine Erklärung. Indem Cara Kekse backt, fühlt sie sich der Mutter nah, ihrer Schrift, ihren Hinweisen, ihrer Liebe.