Finn-Ole Heinrich, Rán Flygenring: Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt – Mein kaputtes Königreich, Carl Hanser Verlag, München 2013,165 Seiten, €12,90, 978-3-446-24304-0
„ Ich habe schon eine Straße “, sage ich,“ ich brauche diese neue nicht, ich habe schon Freunde, ich habe schon eine Schule, eine Klasse, ich habe schon ein Königreich, ich brauche diesen ganzen Quark hier nicht. Hier wohnen sowieso nur Eulen, Omas und Mehlsäcke. “
Die temperamentvolle Paulina erzählt frei von der Leber weg, was sie innerlich beschäftigt und vor allem maßlos aufregt. Nicht umsonst ist sie diejenige in der Familie, die „das Maulen zur Kunst erhoben“ hat. Mit einem wortstarken Redeschwall überfällt sie den Leser und zieht ihn rasend schnell in ihre Geschichte hinein. Sie, die Königin von Mauldawien, musste alles zurücklassen, eine fantastische Wohnung im vierten Stock mit einem urgemütlichen Sofa und vierundachtzig Topfpflanzen, einen gefräßigen Holzboden, bunte Höhlenmalerei, den Garten mit Walnussbaum, die Freunde Julius, Bart, Luise, Mona, Pit und den Mann, ihren Vater. Eintauschen musste sie dieses Paradies gegen eine eintönige, langweilige Plastikwohnung im Erdgeschoss. Nichts in dieser Wohnung hat Charakter, alles ist so praktisch und funktional. Nur die Schildkröten Lenny und Roy bringen gewissermaßen Leben in die Bude. Da kann sich Maulina noch so oft bei ihrem Großvater ausheulen, nichts wird wieder so werden, wie es war. Aber nicht mit Maulina, nicht mit diesem eigenwilligen, störrischen Kind. In der neuen Schule kann Maulina nichts, aber auch gar nichts interessant finden. „Da laufen echt nur die letzten Eierbecher rum.“ Um Maulina zu beruhigen, wenn „der Maul“ sie packt, kocht Maulinas Mutter eimerweise Kakao. Der Opa dagegen backt die besten Eierkuchen der Welt, mit Stinkekäse.
Eins ist klar, Maulinas Eltern haben sich getrennt. Und das Mädchen kann nicht glauben, dass ihre auf Harmonie gepolte Mutter diese Entscheidung getroffen hat. Sauer ist sie nur auf den Vater, den Mann, mit dem sie nie wieder ein Wort reden wird. Warum Maulina in Plastikhausen gelandet ist, wird die Mutter ihr beichten und es wird in dieser schwungvoll erzählten Geschichte plötzlich sehr traurig. Aber Maulina ist eine Kämpfernatur. Zumal sie jetzt ja Paul kennengelernt hat, mit dem sie in die Schule geht und in ihre Agententruppe einführt. Auch Paul hat es nicht leicht, das wird Maulina klar, als sie zu seinem seltsamen Geburtstag mit lauter Erwachsenen eingeladen wird.
Paulinas Schlachtplan ändert sich nun. Sicher, sie will ihr altes Zuhause, ihr Königreich Mauldawien zurück, aber sie will auch Rache, Rache an diesem Mann nehmen.
Fortsetzung folgt….
Kraftvoll, originell und vor allem temporeich erzählt der bereits mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Autor Finn-Ole Heinrich. Geplant ist eine Buchreihe über das starke Mädchen Maulina. Sie steht der frechen Pippi Langstrumpf in nichts nach und erinnert auch ein bisschen an Guus Kuijers lebensfrohes Mädchen Pollecke.
Maulina scheint nichts so schnell umzuhauen, sie sucht immer die Konfrontation und bleibt so ihrem Spitznamen treu.
Da die Geschichte im Präsens verfasst ist, hat der Leser das Gefühl ganz nah am Geschehen zu sein. Er weiß, was Maulina fühlt und denkt. Die Illustrationen von Rán Flygenring ergänzen die Maulina-Geschichten mit Bildern und Comics in gewöhnungsbedürftigem Blau-Weiß.
Schreibe einen Kommentar